Wer sich mit Gartenbahnen ernsthaft beschäftigt, wird früh vor die Frage „Analog oder Digital?“ gestellt. Der Spur-G-Blog ist bekanntlich ein Digitalfan – aber was ist für den Gartenbahn-Einsteiger die richtige Wahl?
[Update: Der Artikel vergleicht die beiden weitverbreiteten analog und digital Varianten, bei der die Stromversorgung per Gleis erfolgt. Der Spur-G-Blog wurde von Lesern auf eine interessante Alternative hingewiesen: Die Steuerung per RC-Funk, bei der die Lokomotiven die Stromversorgung per Akku an Board haben. Der Spur-G-Blog wird den Hinweis zum Anlass nehmen, dass RC-Modell in einigen Wochen ausführlich vorzustellen.]
Betrachten wir ein typisches Beispiel zu Beginn des Gartenbahn-Hobbys: Die Anlage besteht aus zwei getrennten Hauptstrecken und im Bahnhof stehen einige Lokomotoiven, die auf ihren Einsatz warten. Für einen fairen Vergleich hat der Spur-G-Blog Produkte von PIKO ausgewählt, da der Hersteller aus Sonneberg beide Technologien im Angebot hat. Die Preise entsprechen den unverbindlichen Preisempfehlungen im Katalog 2011.
Analog: Für die beiden Hauptstrecken benötigt der Analogbahner zwei getrennte Stromkreise. PIKO hat dafür 5A Transformatoren (35000 / 100 Euro) mit Handregler (35002 / 120 Euro) im Angebot. Die beiden Stromkreise müssen elektrisch getrennt sein – dafür kaufen wir zehn Isolierverbinder für 12 Euro. Der Spur-G-Blog hat extra ein paar Exemplare mehr eingeplant, um einige Abstellgleise per Schalter mit oder ohne Strom versorgen zu können. Der Bastler kann für wenige Euro passende Schalter im Elektronikfachhandel kaufen. Für unsere Berechnung nimmt der Spur-G-Blog jedoch das wetterfeste PIKO Stellpult (35261 / 60 Euro) für vier Abstellgleise. Natürlich müssen auch Weichen gestellt werden. Für acht Weichen würden zwei PIKO Stellpulte 35260 benötigt (je 60 Euro).
Danach könnte der Analogbahner direkt los legen. Jede Lokomotive könnte sofort auf den Gleisen ohne Umbau oder Nachrüstung eingesetzt werden. Zwei Lokomotiven könnten im Beispiel unabhängig auf den beiden Hauptstrecken fahren und im Bahnhof würden vier weitere Lokomotiven auf den Einsatz warten.
Digital: Der Digitalfahrer kauft als erstes eine Digitalzentrale (35010) für 200 Euro. Für diese wird ebenfalls der Trafo 35000 für 100 Euro benötigt. Mindestens ein PIKO Navigator (35011) für 270 Euro kommt zur Kontrolle der Lokomotiven und Weichen zum Einsatz. Zum Steuern von acht Weichen werden zusätzlich zwei Weichendecoder (35013 / 80 Euro) benötigt. Da weniger Geräte benötigt werden und das Digitalkonzept vollkommen anders aufgebaut ist, fällt bei dieser Konfiguration der Verkabelungsaufwand geringer aus.
Im Gegensatz zum Analogmodell werden keine Isolierverbinder und kein Stellpult für die Abstellgleise benötigt: Im Digitalsystem kann jede Lok und jede Weiche einzeln über den PIKO Navigator angesprochen werden .
Allerdings muss jede Lok mit einem Digitaldecoder ausgerüstet sein. Für eine zweimotorige Lok (3A) wird ein Gartenbahndecoder für ca. 60 Euro (ohne Sound) nötig. Bei einmotorigen Lokomotiven (1,5A) kann ggf. ein H0-Dekoder (ca. 30 Euro / ohne Sound) ausreichen, der hohe Stromstärken verträgt. Vor dem Kauf und den Einbau ist dabei sowohl auf die Spezifikation der Lokomotive als auch des Lokdecoders zu achten – andernfalls droht ein irreparabler Schaden. Da macht sich ein guter Fachhändler auf alle Fälle bezahlt.
Im beschriebenen Szenario werden mindestens drei Lokomotiven benötigt – sonst wird ein Digitalsystem eigentlich nicht gebraucht.
Trotz des höhren Preises der Digitalversion (s. Tabelle unten) sind die beiden Lösungen nicht gleich stark. In der analogen Version sind zwei Fahrregler vorhanden – in der digitalen Version kann der Navigator zwei (und mehr) Loks steuern. Da der Navigator aber nur einen Geschwindigkeitsregler hat, kann nur ein Lokführer aktiv sein. Außerdem lassen sich in der analogen Version zwei zweimotorige Lokomotiven (3A) gleichzeitig mit voller Last fahren. In der Digitalversion liefert die Zentrale nur 5A für die ganze Anlage. Wer beiden Hauptstrecken jeweils 5A spendieren möchte müsste zusätzlich einen Booster (35015 / 190 Euro), einen Transformator (35000 / 100 Euro) und ein paar Isolierverbinder anschaffen.
Umgekehrt bietet die Digitalanlage Vorteile, die sich analog nicht umsetzen lassen:
- Ich kann auf einem Gleis zwei Lokomotiven mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten fahren lassen.
- Das Fahrtlicht und andere Sonderfunktionen der Lokomotiven lassen sich jederzeit gezielt ein- und ausschalten.
- Außerdem geht beim Stillstand der Lokomotive auch nicht gleich das Licht aus.
Die Artikelliste im Vergleich
Analog | Digital | ||
---|---|---|---|
2 x Fahrregler á 120 Euro | 240 Euro | 1 x Zentrale | 200 Euro |
2 x Trafo á 100 Euro | 200 Euro | 1 x PIKO Navigator | 270 Euro |
2 x Isolierverbinder á 6 Euro | 12 Euro | 2x Weichendecoder á 80 Euro | 160 Euro |
2 x Weichenstellpult á 60 Euro | 120 Euro | 1x Lokdecoder 3A | 60 Euro |
1 x Ein-Aus-Stellpult | 60 Euro | 2x Lokdecoder 1,5A á 30 Euro | 60 Euro |
Summe: | 632 Euro | Summe: | 850 Euro
|
optional | optional | ||
0 Euro | |||
1 x Booster | 270 Euro | ||
1 x Trafo | 100 Euro | ||
1 x Handgerät | 270 Euro | ||
Summe: | 632 Euro | Summe: | 1.420 Euro |
optional | 0 Euro | optional (Decoder): | 60 Euro 30 Euro |
Fazit: Die Aufstellung zeigt, dass sich jeder Gartenbahner überlegen sollte, ob er lieber analog oder digital fährt. Ohne Zweifel lässt sich sagen, dass Digitalbahner mehr Möglichkeiten haben ihre Loks zu steuern. Aber lohnen sich die Mehrkosten? Wer nur zwei oder drei Loks gleichzeitig fahren lassen möchte, kann dies bei einer Analoganlage sehr viel preiswerter umsetzen und spart Geld für zusätzliche Waggons, Lokomotiven oder analogen Sound.
Digitalfans müssen mehr in die Technik investieren, haben dafür aber mehr Möglichkeiten. Es hängt also von den Prioritäten ab, die sich jeder selber setzt.
Hinweis: Zu den genannten Summen entstehen weitere Kosten, z.B. durch Kabel. Beim Preis der Digitalversion wird der PIKO Navigator per Kabel angebunden und ist somit genauso wie die Analogevariante stationär. Soll der PIKO Navigator per Funk angebunden werden, wird ein zusätzliches Empfangsmodul zum Preis von 100 Euro notwendig.