Wie kann die Gartenbahn-Branche bei Kindern und Jugendlichen Nachwuchs finden? Der Spur-G-Blog hat sich dazu ein paar Gedanken gemacht…
Letzte Woche wurde in unserem Garten groß gefeiert. Viele Gäste brachten ihre Kinder mit und als die ersten Jungs und Mädels die neuen Gleise des Spur-G-Blogs entdeckten, wurde der Wunsch nach der Inbetriebnahme der Gartenbahn laut. Während des ganzen Nachmittags wurde um die Steuerung der Lok gerungen – während der Lokführer das Handgerät nicht wieder abgeben wollte wurde er von mehreren anderen Kindern umlagert. Und das, obwohl die Teststrecke des Spur-G-Blogs nur einen Pendelverkehr zulässt…
Kinder und Jugendliche lassen sich schnell für eine Gartenbahn faszinieren – wenn man sie fahren lässt. Warum schein kein Gartenbahnhersteller diese Zielgruppe zu erreichen? Natürlich konkurriert die Eisenbahn mit Handy, Computer oder Playstation. „Gewinnen“ kann die Eisenbahn dagegen nicht. Kein Jugendlicher wird auf einen Computer verzichten, nur um eine Eisenbahn zu erhalten. Schaut man sich die Preise für eine aktuelle Startpackung an wird klar, das es sich nur wenige Familien es sich leisten können zum Geburtstag eine Modellbahn an ihre Kinder zu verschenken.
Der Playmobil-Einstieg fehlt
In den 80er Jahren kooperierte LGB mit der Firma Playmobil. Playmobil ist ein wunderbares Spielzeug für Kinder. Aber auch für Eltern und Großeltern ist Playmobil toll. Zu allen Gelegenheiten lassen sich Geschenke finden – 3 Euro für eine einzelne Figur zwischendurch oder 150 Euro für das große Krankenhaus zu Weihnachten. Alles ist drin. Außerdem ist Playmobil robust. Selbst nach einer Schlammschlacht im Sandkasten macht es den Figuren und den Fahrzeugen nichts aus im Geschirrspüler geduscht zu werden.
Auch die Eisenbahn-Wagen von Playmobil waren robust. Und im Vergleich zu LGB- oder PIKO-Produkten waren und sind die Produkte von Playmobil deutlich preiswerter. So fällt es dem Vater oder Großvater bei Playmobil Waggons leichter den Frontalzusammenstoß und den anschließenden Rettungseinsatz der Feuerwehr aus der Entfernung zu beobachten…
Leider produziert Playmobil schon seit über einem Jahrzehnt nicht mehr ihre „LGB-Wagen“. Und auch das Spur-G-Funksystem auf Plastikschienen ist zur Zeit fast vollständig aus dem Playmobil Produktkatalog verschwunden.
Dies ist eigentlich sehr schade. Denn selbst wenn aus den Jugendlichen nicht sofort der Gartenbahnkunde wird, so sorgen doch die romantischen Kindheitserinnerungen bei vielen 20 Jahre später für den Einstieg in die echte Gartenbahn…
Die Herausforderung für LGB oder PIKO
Die Begeisterung bei den Kindern lässt sich auch heute entfachen. Aber als letztes Wochenende die Väter die Preise für die Startsets hörten, dämpften sie den Enthusiasmus ihrer Kinder. Bei PIKO kostet das einfachste Startset 210 Euro – bei LGB werden sogar 250 Euro fällig. Und die Lok und zwei Waggons fahren dann nur im R1-Kreis…
250 Euro sind für eine Familie viel Geld. Vielleicht müssten die Hersteller neue Wege gehen. Verschenken die Drucker-Hersteller nicht auch ihre Geräte um mit der Tinte anschließend das Geld zu machen?
Natürlich sollen PIKO und LGB nichts verschenken. Aber wieso gibt es keinen Startset für 99 Euro? Das lässt sich im Familienrat viel leichter durchsetzen.
Natürlich muss man abspecken. Reicht für den Start nicht ein Flachwagen aus, der die Kuscheltier, das Playmobil-Auto bzw. die Tüte Gummibärchen transportiert?
Muss ein R1 Kreis mit 12 Schienen dabei sein? Warum probiert man es nicht mit zwei Kurven und vier geraden Gleisen aus. Damit lässt sich eine S-Strecke als Pendelverkehr zwischen zwei Bahnhöfen realisieren. Kinder wollen spielen. Sie können einen ganzen Abend den Zug hin und her schicken und dabei die Ladung an jedem Bahnhof austauschen. Wie lange schaut sich ein Kind hingegen den kreisenden Zug an?
Als Lokomotive würde auch die kleine Diesellok von Playmobil reichen. Im Gegensatz zum LGB Toy-Train passt die Mischung aus Modellbahn und Spielzeug bei Playmobil: Die Lok braucht keine Tür, sondern nur die Möglichkeit eine Playmobil-Figur als Lokführer einfach mitfahren zu lassen. Die Konstruktion und die Herstellung einer Kinderlok müsste wesentlich preiswerter als eine Modellbahn sein.
Wie würde also das „Spur-G-Blog“- Startset aussehen? Lok, Flachwagen, Trafo, Gleisanschluss, vier gerade Gleise, zwei Kurven und zwei Isolierverbinder. Zusätzlich gäbe es mehrere Ergänzungsets: 10 R1-Kurven für 50 Euro würden das Oval ermöglichen. Hinzu würden einige preiswerte Waggons reichen, z.B. aus der PIKO Mainline Series für 40 Euro. Oder die Playmobil-Waggons (Im Juni 2011 hat Playmobil einfache Wagen zwischen 20 Euro und 30 Euro im Angebot).
Vermutlich würde Playmobil keine Lizenz an PIKO oder LGB geben, so dass sie tatsächlich kompatibel wären. Das müssten die Loks auch nicht unbedingt sein. Es würde schon reichen, wenn die Kinder ihre vorhandenen Figuren, Häuser und Autos zum Spielen mit der Bahn kombinieren könnten.
Eine solche Einstiegsserie müsste auch nicht jedes Jahr mit neuen Produkten ergänzt werden. Wenn die Kinder nach zwei, drei Jahren ihre Anlage erweitern wollen, können sie richtig in die Gartenbahn einsteigen.
Ein preiswerter Einstieg, bei dem zum Geburtstag oder Weihnachten die Geschenke auch noch sinnvoll zwischen Eltern und Großeltern geteilt werden können fehlt zur Zeit einfach.
Und die Drucker-Hersteller verdienen ihr Geld auch mit den Folgekosten…