Der süße Donat-Duft sucht vergeblich Verstärkung bei Bratwurst & Co. Gegen den typischen Geruch von verbrannter Steinkohle, der vom 13. bis 15. Januar 2012 beim Echtdampf-Hallentreffen in Karlsruhe durch die Messehallen zog, kam keiner an. Über 20.000 Besucher ließen sich dieses Dampfereignis nicht entgehen. Die Messe Karlsruhe stand drei Tage „unter Dampf“ – und das kann man wörtlich nehmen, denn von über 1000 Loks, die zu bestaunen waren, fuhren über 90 kohlebefeuert, wie ihre Originale, über die 5.000 Meter lange Strecke in Halle 2. Drei Tonnen Kohle wurden während der drei Tage verbraucht. Das Fauchen und Zischen, der vielstimmige Chor der Dampfpfeifen, der typische Geruch, der heutzutage nur noch selten in die Nase steigt, und eine hervorragende Stimmung bei Aktiven und Ausstellern sorgten für ein einmaliges Ambiente. Handwerkliche Höchstleistungen gingen Hand in Hand mit Beschaulichkeit, Nostalgie und der Verwirklichung fast vergessener Kinderträume. Denn die Dampf-Lok-Modelle und auch ihre rund 80 elektrischen Kollegen, sind voll funktionsfähige Einzelstücke und waren ununterbrochen in Bewegung.
Aus Japan kommt Naohito Omiya extra zum Echtdampftreffen – und das seit vielen Jahren. Der ehemalige Airline-Pilot hat eine eigene Dampflok, mit der er seine Runden dreht. Die hat er bei einem Freund aus England untergestellt, denn ein Transport von Japan nach Karlsruhe wäre sehr teuer. „Ich liebe diese Atmosphäre hier und dass man in der Halle fahren kann. Inzwischen habe ich viele Freunde hier, die ich treffen möchte und das tue ich hier.“
In Halle 1 ging es deutlich leiser aber nicht weniger umtriebig zu. Hier konnten die Fachkundigen bei über 80 Händlern das einkaufen, was man auch nicht unbedingt übers Internet beziehen kann, zum Beispiel spezielle Bauteile aus England. Die unterschiedlichsten Bauarten der Stirling-Motoren und Flammenfresser, Dampfschiffe und Eisenbahnanlagen vieler Spurweiten und Maßstäbe zeigten auf über 450 Laufmetern Ausstellungsfläche, wie unterschiedlich das Thema „Echtdampf“ interpretiert und gelebt werden kann. Die Halle 1 war Erlebnis pur, denn die zahllosen Maschinen auf den Tischen waren natürlich ständig in Betrieb und Dampfschiffe tummelten sich rege auf dem eigens aufgestellten Wasserbecken.
Für uns ist diese Veranstaltung Anfang des Jahres enorm wichtig“, so Nico Miny, Inhaber einer großen Firma für Metall verarbeitende Maschinen, aus Luxemburg. „Karlsruhe ist einfach der bessere Standort. Die Hallen sind modern und entsprechen allen Anforderungen, die wir als gewerbliche Aussteller stellen.“ „Wir sind sehr überrascht, wieviele ausländische Besucher wir an unserem Stand begrüßen konnten“, so Jürgen Musche, Inhaber der Westerwälder Dampf-Eisenbahnfreunde. Beide sprachen den über 80 internationalen Austellern aus dem Herzen. Gerne kommt man hierher, denn es geht nicht nur darum, sich mit Dampfmodellbauern zu treffen, sondern auch darum, den Reiz dieses ausgefallenen Hobbys einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Und das ist in diesem Jahr rundum gelungen.
Quelle: Messe Sinsheim