Da die Serie zu den Oberleitungssystemen für Spur-G in alphabetischer Reihenfolge vorgestellt wird, beginnt der Spur-G-Blog heute mit dem Hersteller AZB. Zufälligerweise passt dies auch zur LGB Historie. 1980 stellte LGB auf der Spielwarenmesse in Nürnberg ihr erstes Oberleitungsystem vor. Hergestellt wurde es damals von der Stiftung „Arbeitszentrum für Behinderte“ (AZB). Die Stiftung ermöglicht es Menschen mit Behinderungen möglichst selbstständig zu leben und zu arbeiten. Obwohl LGB seine Oberleitungen nicht mehr von AZB herstellen lässt, bietet die Stiftung ihr System weiterhin Gartenbahnern an, die Wert auf eine qualitativ hochwertige Oberleitung legen. Von der über 30 jährige Erfahrung von AZB profitieren natürlich die Kunden.
Das Oberleitungssystem von AZB orientiert sich an den H-Masten, wie sie die RhB bis Ende der 1990er-Jahre verwendet hat. Während die H-Profile aus Aluminium und die Fahrdrähte aus Messing sind, werden die Isolatoren aus wetterfestem Kunststoff gefertigt. Dadurch ist das System sowohl für Innen- als auch Außenanlagen geeignet. Das Grundsystem besteht aus zwei verschiedenen Masten (für Geraden bzw. Kurven) und zwei Fahrdrahtlängen (60cm und 90cm). Das beste ist jedoch, dass es fast alle Komponenten auch einzeln zu kaufen gibt. So kann ein Mast durch das Ersatzteil „Mastausleger“ einfach und preiswert zu einem Doppelmast aufgerüstet werden. Die Ersatzteile sind so umfangreich, dass nicht alle an dieser Stelle aufgeführt werden können. Es lohnt sich daher bei Interesse, sich z.B. bei Champex-Linden über das gesamte AZB-Programm (incl. Preise) zu informieren. An dieser stelle sein nur erwähnt, dass es von AZB Quertragwerke für zwei bzw. drei bis fünf Gleise gibt.
Zum Aufbau einer einfachen Strecke werden aber nur mehrere Masten und ein Fahrdrahtbausatz benötigt. Vom Prinzip kann das Aufstellen des Oberleitungssystem ohne Werkzeug erledigt werden. Im Praxistest war jedoch ein flacher Schraubenzieher hilfreich um den Halteclip des Sockels zu öffnen. Mit Hilfe des Sockels, der zum Lieferung des Masts gehört, kann dieser wahlweise entweder am Gleis oder mit Schrauben befestigt werden. Der Gleisklemmschieber ist nach Auffassung des Spur-G-Blogs besonders gut für Außenanlagen geeignet, da das Verschrauben von Masten in der Erde oder auf Beton sehr trickreich sein kann. Wird der Klemmschieber des AZB-Systems verwendet, so müssen die Gleise zum Befestigen des Sockels jedoch relativ hoch angehoben werden. Wurden die Gleise vorher mit Schrauben befestigt, muss zum Nachrüsten der Oberleitung der Akku-Schrauber auspackt werden. (Auf Innenanlagen ist dies nicht zu berücksichtigen, da der Sockel auch einfach auf der Holzplatte verschraubt werden kann).
Bevor man den Klemmschieber am Gleis eingerasten lässt, sollte der Abstand zum Gleis richtig eingestellt werden. Im Spur-G-Blog-Test wurden die AZB-Sockel problemlos mit Gleismaterial von LGB, PIKO, Revalda und Thiel getestet. Bis zu 3 cm lässt sich der Sockel in fünf Schritten vom Gleis wegschieben. Dies ist für Kurven und Weichen wichtig, da sonst die ausschwenkenden Lokomotiven und Waggons den Mast umhauen…
Der Alumast ist ca. 34 cm hoch. Die Isolatoren für die Zuleitungen ragen zusätzlich nochmal ca. 2cm in die Höhe. Der Mast selbst hat einen Querschnitt von 1cm x 1cm. Die Aluprofile für den Mast entsprechen keiner Industrienorm, können aber von AZB als Meterware bezogen werden. Der Ausleger steht ca. 14,5cm vom Mast ab.
Auf gerader Strecke wird der Fahrdraht (60cm oder 90cm) in die Gleismitte gelegt, um die Position des nächsten Mast zu ermitteln. Der Fahrdraht selbst hat eine Rille, so dass dieser in eine Klemme am Fahrdrahtausleger geschoben werden kann. An eine Klemme können zwei Fahrdrähte (nach links bzw. rechts weg) befestigt werden.
Damit wäre die Oberleitung schon einsetzbar. Die gute Optik des Systems entsteht aber erst durch die Tragseile und Halter. Im Fahrdrahtbausatz ist eine einfache Grafik enthalten, mit der die Hänger dem Tragseil richtig zugeordnet werden können. Dies ist wichtig, da es die Hänger in drei verschiedenen Längen gibt. Nachdem die Hänger auf den Messingrundstab des Tragseils geschoben wurden, kann das Tragseil montiert werden. Es ist etwas Fummelei die Hänger mit dem Fahrdraht zu verbinden. Aber insgesamt macht es viel Spaß – besonders da man nach getaner Arbeit eine filigrane Fahrleitung genießen kann.
Toll sieht die Fahrleitung von AZB auf alle Fälle aus, aber was kostet es? Eine genaue Preisbestimmung hängt immer von der tatsächlichen Anlage und einer genauen Planung ab. Deshalb berechnet der Spur-G-Blog an dieser Stelle die fiktiven Kosten eine 10m lange, eingleisige Strecke. Die Rechnung ist nicht repräsentativ und soll dem Leser nur einen Anhaltspunkt beim Kostenvergleich der unterschiedlichen Systeme bieten.
Bei den 90cm langen Fahrdrähten werden 12 Drähte und 13 Masten benötigt. Ein Bausatz mit 12 Fahrdrähten kostet Fahrdraht 135 Euro, ein Mast incl. Sockel 25 Euro. Die Teststrecke würde also 460 Euro kosten, dies entspricht einem Preis von stolzen 46 Euro pro Meter nur für die Oberleitung. Etwas teurer ist die Variante mit den 60cm langen Fahrdrähten. Einige Benutzer bevorzugen die kürzere Variante, da die Stabilität der 60cm-Variante etwas höher sein soll. Dann werden jedoch 17 Fahrdrähte und 18 Masten benötigt. Die Fahrdrähte mit Tragseil würden ca. 142 Euro (Der Preis basiert auf der 12er Vorteilspackungen. Es sind nur die Kosten für die 17 benötigten Fahrdrähte berechnet). Zusammen mit den Masten beträgt die Summe der Kosten 592 Euro. Hier würde der Meter Oberleitung bereits fast 60 Euro kosten. Im Spur-G-Blog-Video ist übrigens die 60cm Version zu sehen.
Wer auf das Tragseil und die Hänger verzichtet und nur den Fahrdraht nutzt, kommt etwas billiger weg. In der 90 cm Variante kostet der Meter „nur“ noch 37 Euro. Im direkten Vergleich sieht aber die Oberleitung mit Tragseil und Hängern deutlich filigraner und besser aus.
Das AZB-Oberleitungssystem lässt sich auch elektrifizieren. Aus Sicht des Spur-G-Blog ist dies aber höchstens für Analogbahner interessant um so eine Mehrzugsteuerung zu realisieren. Fast alle Hersteller von Digitalsystem raten von der elektrischen Nutzung der Oberleitung ab – sie ist auch bei einem Digitalsystem nicht notwendig. Ein Einspeise-Set würde bei AZB 13 Euro kosten und enthält einen Ausleger mit Anschlusskabel.
Fazit: AZB bietet ein hochwertiges, ausgereiftes und optisch tolles Oberleitungssystem an. Allerdings hat dies auch seinen Preis: Kostet das Meter Messinggleis ca. 15 Euro, so muss für die Oberleitung zusätzlich mindestes der dreifache Preis pro Meter gerechnet werden.
Die Übersicht zu allen Artikeln dieser Serie finden Sie im folgenden Spur-G-Blog-Artikel.