Im Mai wurde die PluG-Schnittstelle als Norm ausgerufen. Mittlerweile berichteten u.a. der Spur-G-Blog, die „volldampf“ und das Spur-G-Magazin ausführlich über die Schnittstelle. Aber was ist davon zu halten und wie geht es weiter?
PluG ist ein Gewinn für alle Beteiligten. Gartenbahner können ihre Lokomotiven durch einfaches aufstecken des Decoders digitalisieren. Außerdem entfällt das Aufwändige studieren des Decoder-Handbuchs um die richtigen Anschlüsse zu finden. Decoderhersteller können ihre Kosten reduzieren, in dem sie ihre Decoder nur noch für eine Standardschnittstelle entwickeln – zur Zeit haben viele Decoder-Hersteller notgedrungen mehrere Varianten im Angebot. Die Lokhersteller profitieren bei einer einheitlichen Schnittstelle bei den Produktionskosten. Höhere Margen bei der genormten Schnittstellen senken die Preise.
Obwohl die Vorteile überwiegen stehen wir im August 2012 vor dem klassischen „Ei oder Huhn“-Problem. Auf der Spielwarenmesse in Nürnberg sagten fast alle gefragten Lok-Hersteller dem Spur-G-Blog, dass sie der PluG-Schnittstelle positiv gegenüber stehen. Aber jeder wollte beobachten, wie der „Markt“ PluG annimmt. Wer die neuen Interviews mit den Herstellern in der aktuellen „volldampf“ liest merkt, dass sich leider nicht viel geändert hat.
Was nun? Ein Blick auf die Office-Geschäftstrategie von Microsoft vor 20 Jahren bringt eine einfache Lösung: Die Decoder-Hersteller müssen die PluG-Schnittstelle ganz preiswert anbieten – fast verschenken! Die Kosten der normierten Schnittstelle werden in der Maßenproduktion gering sein, so dass es möglich sein müsste für den Schnittstellenadapter ein preiswertes, attraktives Angebot zu finden. Wenn der Kunde einen Sounddecoder für 180 Euro kauft, sollte der Adapter schon dabei sein. 20 Euro wären für den Schnittstellen Adapter zu viel – insbesondere wenn man den Preis in Relation zu einem einfachen Lokdecoder für 60 Euro setzt.
Da die PluG-Schnittstelle nur aus ein paar Stiften und Buchsen besteht, würde sich der preiswerte Adapter schnell bezahlt machen: Die Hersteller könnten sich auf die neu entworfenen PluG-Decoder konzentrieren. Eine Neuauflage der alten Decoder, für die natürlich relative hohe Fixkosten entstehen würden, wäre dann nicht mehr notwendig.
Es wird interessant sein zu sehen, wie klever PluG umgesetzt wird. Für alle Gartenbahner wäre zu wünschen, dass dies schnell geht.
Zum Schluß muss aber noch eine Kritik an PluG genannt werden. Die europäischen Hersteller haben es versäumt die Amerikaner ins Boot zu holen. PluG verträgt nur einen Dauerstrom von 3A – kurzzeitig bis zu 6A. Da wird es einige US-Modelle geben, denen dies nicht reicht. Die PluG-Konstrukteure verweisen in dem Zusammenhang gerne auf die Möglichkeit der freien Pins. Diese sind aber nur in der größten Ausbaustufe und nicht in der attraktiven PluG-20S-Variante verfügbar! Das die Planung dort zu knapp ist zeigt ein Blick auf zum Beispiel ESU und ZIMO. Deren aktuelle Decoder vertragen schon heute eine Spitzenbelastung von 7A bzw. 10A. Es wäre aus Sicht des Spur-G-Blogs besser gewesen, wenn die PluG-Entwickler dort nicht nur die Spur 0, sondern auch die großen Brummer der Spur G im Auge gehabt hätten.
Link-Tipp: PluG auf dem Spur-G-Blog