Die Atchison, Topeka & Santa Fe Railroad wird von ihren Fans liebevoll „Santa Fe“ abgekürzt – und Fans hat diese Bahngesellschaft sehr viele! Das liegt natürlich zum einen daran, dass die „Santa Fe“ zu den Klassikern im Wilden Westen gehörte, zum anderen aber auch, dass die „Santa Fe“ zu den großen Inovatoren der amerikanischen Eisenbahngeschichte gehört.
1859 begann die glanzvolle Geschichte der Santa Fe auf der Strecke zwischen Atchison und Topeka im US-Bundestaat Kansas. Der Erfolg stellte sich schnell ein und es wurde das verheißungsvolle Ziel „Santa Fe“ ausgegeben. Wieso oft hält die Geschichte auch an dieser Stelle wieder eine Portion Ironie bereit: Die Santa Fe erreichte die Stadt, die sie im Namen trägt, nie auf der Hauptstrecke. Nachdem Alberquerque im US-Bundestaat New Mexico erreicht wurde, entschieden sich die Ingenieure aufgrund der schwierigen Landschaft nicht nach Santa Fe weiter zu bauen, sondern Richtung Kalifornien abzuzweigen. So entstand die zweite transkontinentale Strecke der USA. Der Ort Santa Fe wurde erst später über eine Nebenstrecke an das Hauptnetz angeschlossen.
Wie bei der Greater Northern Railroad vor ein paar Tagen beschrieben, verkaufte die Santa Fe ebenfalls Land an Siedler. Hier bei profitierte die Santa Fe aber von günstigen Zusagen des amerikanischen Staats. Die Siedler sorgten für die Bahn wieder für zusätzlichen Frachtverkehr.
Auf den Weg nach Kalifornien arbeitete die Santa Fe eng mit der Southern Pacific zusammen. Fehlende Abschnitte überließen sich die beiden Bahnen gegenseitig. 1983 wollten beide Bahngesellschaften sogar fusionieren. Man begann sogar schon damit die Lokomotiven umzulackieren, bevor die Kartellbehörden in letzter Sekunde den Zusammenschluss untersagten. Die ursprünglich geplante Abkürzung SPSF wurde anschließend von den Spaßvögeln uminterpretiert: Should’nt Paint So Fast („Du sollst nicht so schnell umlackierten“).
50 Jahre vorher zahlte sich das schnell sein hingegen aus. In den 1930er Jahren gehörte die Santa Fe zu den ersten Bahngesellschaften die auf Dieseltraktion umstiegen. Das hatte aber einen ganz einfachen Grund: Viele Meilen Strecke der Santa Fe verlief durch Wüstenlandschaften. Für die Diesellokomotiven war in diesen Gebieten keine zusätzliche Wasserversorgung notwendig. Aber auch in anderen Bereichen gehörte die Santa Fe zu den Inovatoren. Auf der Strecke Chicago-Los Angeles erfand sie die komfortablen „Chief“-Reisezüge. Die Züge waren Vorbild für viele andere Bahngesellschaften und werden zum Teil heute noch von Amtrak betrieben. Dem Rückgang der Passagierzahlen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts setzte die Santa Fe konsequent ein großes Budd Rail Diesel-System entgegen. Auch wenn dieses Konzept nicht alle Nebenstrecken vor der Stilllegung bewahrte, so wurde doch der Tod von vielen Strecken deutlich hinaus gezögert.
Heute aktuell sind jedoch immer noch die Anstrengungen im Güterverkehr. Die Santa Fe war sowohl beim Container Transport als auch bei der Huckepack-LKW-Verladung einer der Pioniere.
In den 1990er-Jahren war die Santa Fe die siebt größte Bahngesellschaft der USA. Die Neoliberalisierung der Ronald Reagen-Regierung führte zu einem Umdenken der Kartellbehörden. Unter dem Motto „Der Markt regelt alles selber“ wurden fast alle Bahnfusionen durch gewunken. Dies führte zu der heutigen Konzentration einiger Mega-Gesellschaften. Die Santa Fe ging mit der Burlington Northern zusammen und wurde zur „Burlington Northern Santa Fe“ (BNSF). So endete 1995 die Geschichte der alten Santa Fe als eigenständige Bahngesellschaft. Als BNSF sieht sie aber positiv in die Zukunft…