Die Denver & Rio Grande Western Railroad (D&RGW) gehört zu den beliebtesten Eisenbahngesellschaften von Gartenbahnern. Zum einen liegt dies daran, dass die Bahn die klassichsen Assoziationen einer „Wild West“-Bahn freisetzt und zum anderen ursprünglich eine 3-Fuß Schmalspurbahn war und so vorbildlich zum 45mm Gleis passt.
Das die Begeisterung für die D&RGW aktuell ist zeigen die PIKO-Auslieferungen im September. Neben einer Farbvariante einer 2-6-0 Mogul der Rio Grande werden gleich drei Personen- bzw. Gepäckwagen vorgestellt – alles Formneuheiten im gelben Western-Look.
1870 wurde die D&RGW gegründet und sollte quer durch die Rocky Mountains die Städte Denver im US Bundesstaat Colorado und Salt Lake City im US-Bundesstaat Utah verbinden. Die Strecke durch die Rocky Mountains war eine Herausforderung für die Ingenieure, die sich deshalb für eine Schmalspurbahn entschieden. So ließen sich engere Kurvenradien und einfachere Brücken bzw. Tunnel planen und bauen.
Aber nicht nur die Berge waren eine Herausforderung. Zwischen 1877 und 1880 gab es einen regelrechten Krieg mit der Atchison, Topeka and Santa Fe Railway. Nach Beendigung des Konflikts wurde zügig die Verbindung nach Salt Lake City realisiert. Die zahlreichen Kohlebergwerke in Utah führten dazu, dass 1889 damit begonnen wurde Strecken in Normalspur zu realisieren.
Nach finanziellen Turbolenzen Anfang des 20 Jahrhunderts begann eine neue Blüte der D&RGW nach dem zweiten Weltkrieg. Die Rio Grande konnte mit ihrer Strecke einen Transfer vom Mittleren Westen zur Westküste bieten. Im Gegensatz zur direkten Konkurrenz (Union Pacific), war die Strecke durch die Rocky Mountains hügliger, kurviger und dadurch langsamer. Die Rio Grande entwickelte daher das Konzept der „Fast Freight Trains“. Während die meisten anderen Bahngesellschaften sehr lange, aber langsame Güterzüge im Angebot hatten, stellte die D&RGW kleinere Einheiten in Mehrfachtraktion zusammen, die sogar mehrfach täglich fuhren. Dadurch konnte die Rio Grande eine interessante Alternative zur Union Pacific bieten. Das Konzepte sorgte auch dafür, dass die Rio Grande sich ziemlich schnell von ihren Regelspur-Dieselloks trennte – schließlich lassen sich Dieselloks wesentlich einfacher in einer Mehrfachtraktion einsetzen.
Zusammen mit Partnergesellschaften erfand die Rio Grande auch einen der berühmtesten Personenzüge der USA, den California Zephyr. Die langsame Strecke der Rio Grande bot aber eine der spektakulärsten Aussichten auf die Rock Mountains. Daher konnte die Rio Grande den California Zephyr erfolgreich als „Kreuzfahrt auf Schienen“ vermarkten – zu mindestens bis in die 1960er Jahre hinein.
In der gleichen Zeit wurde auch das Schmalspurnetz der Rio Grande stückweise aufgegeben. 1981 wurde das letzte Schmalspurstück der Rio Grande von Durango nach Silverton an die Durango and Silverton Narrow Gauge Railroad verkauft. Die Rio Grande wurde damit zu einer „normalen“ Transportgesellschaft im transkontinentalen Güterverkehr.
1988 kaufte die Muttergesellschaft die Southern Pacific Railway auf, benannte aber den gesamten Konzern anschließend in Southern Pacific um. Wenige Jahre später, 1996 wurden aber beide Bahngesellschaften in die Union Pacific fusioniert.
Trotzdem kann die D&RGW auf eine über 100 jährige, spannende Geschichte zurück blicken. Daher bemühen sich heute zahlreiche US-Eisenbahn-Enthusiasten die D&RGW auf Teilstrecken als Museumsbahn für die Nachwelt am Leben zu erhalten.