Die heutige Folge der Sommerserie macht mir besonders viel Spaß. Es soll um die Pennsylvania Railroad (PRR) gehen. 1846 wurde die Eisenbahn gegründet um die beiden Städte Philadelphia und Pittsburgh in Pennsylvania zu verbinden. Es sollte mit Abstand die größte Bahngesellschaft der USA werden.
Der Gründung ging voraus, dass man in Pennsylvania in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die wirtschaftliche Entwicklung verschlafen hatte. Philadelphia war eine der wichtigsten Städte der USA. In den ersten Jahren fungierte die Stadt sogar als Hauptstadt und als Hafenstadt mit Zugang zum Atlantik war sie ein bedeutender Handelsort. Aber durch die Fertigstellung des Erie Kanals um der ersten Eisenbahnstrecken der New York Central verlagerte sich der Verkehr auf die Routen zwischen New York und Baltimore. Dies wollte der Bundesstaat Pennsylvania nicht hinnehmen und verabschiedete ein Gesetz, dass die Gründung einer privaten Bahngesellschaft förderte. Dies war die Geburtsstunde der PRR.
Der Anschluss der Stahlstadt Pittsburgh und die immer stärker werdende Industrialisierung im Osten der USA half natürlich der PRR. Neben dem eigenen Aufbau der Strecken erweiterte die PRR durch den Kauf zahlreicherer kleinerer Bahngesellschaften ihr Imperium. Sie wurde zu der größten Class 1 Bahngesellschaft der USA. Zu den besten Zeiten der PRR schaffte der größte Konkurrent New York Central gerade einmal drei viertel des Transportvolumens der PRR. Gegenüber der Union Pacific oder der Santa Fe transportierte die PRR dreimal soviel.
Bei dieser Größe nutze die PRR den Slogan „The Standard Railroad of the World.“ als Werbung. Dabei durfte man „Standard“ im doppelten Sinne verstehen. Damit der Betrieb bei dieser Größenordnung funktionierte, wurde fast alles konsequent standardisiert. So wurden fast alle Passagierzüge von K4-Pacifics gezogen (die PRR hatte 425 Stück) und hunderte von P70 Passagierwaggons Bauten auf dem gleichen Design auf.
Eine Besonderheit der PRR war auch die Elektrifizierung der Korridore New York-Baltimore und Philadelphia-Harrisburg in den 1920er und 1930er Jahre. Die für amerikanische Verhältnisse kurzen Strecken boten sich für diesen Schritt an.
Wirtschaftlich hat die PRR vieles richtig gemacht. 100 Jahre lang zahlte sie ihren Aktionären eine Dividende aus – ein bis heute nicht erreichter Rekord in den USA. Im Gegensatz zu ihren Konkurrenten musste die PRR auch keine Insolvenz anmelden.
Nach dem zweiten Weltkrieg begann aber der Niedergang der PRR. Wie alle anderen Eisenbahnen musste sie sich mit der wachsenden Konkurrenz von Straße und Flugzeug stellen. Dabei schafften es die Manager nicht rechtzeitig die richtigen Weichen zu stellen. Zu lange wurde an den kostenintensiven Dampflokomotiven festgehalten. Außerdem schaffte es die PRR nicht ein modernes Gleismanagement auf die Beine zu stellen. Wo die Konkurrenz auf einem Gleis verschiedene Züge rollen lies, betrieb die PRR noch bis zu sechs Parallelgleise!
Ende der 1950er Jahre suchten die Manager ihr Glück mit der Fusion der New York Central. Die Verhandlungen mit dem ehemaligen Erzfeind zogen sich bis 1968 hin. Die beiden Traditionsunternehmen PRR und NYC verschwanden und dafür sollte die neue Penn Central für Furore sorgen. Das tat sie auch – aber anders als erwartet. Obwohl die beiden Vorgänger in die Penn Central mit einer schwarzen Null starteten, war die Penn Central in nur zwei Jahren insolvent. Um die damals größte Unternehmenspleite der USA kümmern wir uns aber in den nächsten Tagen.