Der Name Massoth ist eng mit der Digitalisierung von LGB verbunden. Aber nicht nur LGB sondern auch viele Gartenbahner nutzen die analoge und digitale Technik von Massoth zur Steuerung ihrer Anlage. Diesen Jahr hat Massoth auch wieder einige Neuheiten im Programm, u.a. werden die Funktionsdecoder 8FS und 8FL gerade im Fachhandel ausgeliefert. Daniel Massoth sprach mit dem Spur-G-Blog ausführlich zur aktuellen Entwicklung.
Spur-G-Blog: Herr Massoth, seit diesen Tagen ist der neue Funktionsdecoder 8FS im Handel erhältlich. Welche Vorzüge hat der 8 FS?
Daniel Massoth: Erstmals sind bei einem Decoder bis zu 6 Servos gleichzeitig möglich, es sind 2 direkte Steckbuchsen für Anschluss des Massoth-Entkupplers vorhanden.
Spur-G-Blog: Ein Vorteil des 8FS ist, dass sich der automatische Entkuppler von Massoth direkt einstecken lässt. Klappt dies auch bei großen Lokomotiven wie z.B. der BR 218 von PIKO auf beiden Seiten?
Daniel Massoth: Nein, bei längeren Fahrzeugen passt das leider nur einseitgig direkt. Aktuell wird der Entkuppler mit 30cm Kabel ausgeliefert, optimiert für kleinere Gartenbahnmodelle. Eine längere Anschlussleitung würde unserer Meinung nach die Montage in kleineren Loks (Kabelsalat) erschweren.
Spur-G-Blog: Mit dem 8FS lassen sich vorhandene Lok-Decoder einfacher um bis zu 8 Funktionen erweitern. Ist dann aber nicht die Programmierung kompliziert, wenn sich zwei Decoder in der Lok befinden?
Daniel Massoth: Nein. Dank der neuen Funktionen wie Programmiersperre und Programmieradresse nicht. Hiermit können auch bei mehreren Decodern in der Lok gezielt einzelne davon programmiert werden. Gerade in Kombination mit älteren Decodern hilft die Programmieradresse (POM) immer weiter.
Spur-G-Blog: Ein weiterer Vorteil des neuen Decoders ist das Funktionsmapping. Welche Vorteile bietet das neue Massoth-System?
Daniel Massoth: Das neue Funktionsmapping bietet eine viel übersichtlichere Programmierung, da alle CV’s sinnvoller gegliedert sind. In Gruppen zu je 10 CV stehen für jeden Funktionsausgang oder Sound immer die gleichen Variablen zur Verfügung. Wenn man dieses Schema einmal verinnerlicht hat, geht die Programmierung deutlich schneller und fehlerfreier. Außerdem gibt es in den CV’s keine Mehfachbelegungen mehr (bitweise Programmierung) wie zum Beispiel früher bei der gemeinsamen Dimmung von 2 Ausgängen.
Spur-G-Blog: Welche Decoder von Massoth werden von diesem Konzept in Zukunft profitieren?
Daniel Massoth: Alle neu angekündigten Decoder (8FS und XL II PluG), erhalten dieses neue Mapping. Vereinzelt werden auch ältere Decoder, wie aktuell der 8FL, auf die neuen Funktionen erweitert. Aber nicht alle Decoder im Sortiment können so einfach darauf angepasst werden.
In diesen Fällen werden nur punktuelle Optimierungen vorgenommen.Spur-G-Blog: Laut NMRA sind die CV’s 110 und 111 zwar nicht belegt aber reserviert. Inwieweit ist das Funktionsmapping Hersteller übergreifend abgestimmt?
Daniel Massoth: Eine Überarbeitung der CV-Liste wurde vor vielen Jahren in der NMRA schon diskutiert. Leider ist dieses Thema wie die ganze NMRA-Digitalnormung in einem Dornröschenschlaf. Es gab Bestrebungen, die CV’s 107-111 allgemein freizugeben und sehr viele Hersteller nutzen diese bereits eigenmächtig. Somit können wir sicher sein, dass diese CV’s nicht mehr mit Normfunktionen belegt werden.
Spur-G-Blog: War aber nicht die ursprüngliche Idee der RailCommunity die Kooperation unter den Herstellern zu verbessern?
Daniel Massoth: In der neuen RailComunity Gruppe sollte insbesondere die Zusammenarbeit der europäischen Hersteller verbessert werden (Pendant zur NMRA in den USA). Leider ist aber auch hier nach anfänglicher Euphorie der graue Alltag eingezogen. Die reale (und illegale) Nutzung der CV’s wird seit über 2 Jahren versucht zu erfassen. Leider haben aber erst 7 von 17 Herstellern ihre Daten bereitgestellt. Auch die Optimierung aller weiteren Normen hängt leider an der „aktiven“ Mitarbeit der Hersteller.
Spur-G-Blog: Eigentlich hatte die amerikanische NMRA das DCC-Protokoll normiert. Wie sehen Sie die Chance, dass die NMRA das DCC-Protokoll weiter entwickelt?
Daniel Massoth: Die NMRA wird wohl im Digitalbereich selbst nichts mehr ändern. Zu groß waren damals die Differenzen zwischen amerikanischen und europäischen Herstellern. Es wird aber in der RailCommunity irgendwann überarbeitete NMRA-DCC Normen geben. Zumindest für den europäischen Markt ist also eine Weiterentwicklung im DCC-Bereich in Aussicht.
Spur-G-Blog: Besser hat die Abstimmung bei der PluG-Schnittstelle geklappt. Der eMotion XL II-Decoder von Massoth steht in den Startlöchern. Wann beginnt die Auslieferung?
Daniel Massoth: Naja, auch die Normung der neuen PluG-Schnittstelle hat leider über 2 Jahre gedauert. Der eMOTION XL II Plug ist aktuell in der Fertigung. Die Auslieferung beginnt umgehend nach Abschluss der Produktion, voraussichtlich gegen Ende diesen Jahres.
Spur-G-Blog: Der XL II wird mit einer passenden Schnittstelle mit Schraubklemmen ausgeliefert. Werden Sie dem Decoder eine PluG-16 oder PluG-20S-Schnittstelle beilegen?
Daniel Massoth: Der Decoder ist auf eine angepasste PluG20 Schnittstelle (ohne Sound) aufgesteckt. Aus Platzgründen war hier das optimale Nutzenverhältniss für den Kunden ausschlaggebend. Da es sich hierbei in erster Linie um einen Nachrüstdecoder handelt, ist die Form der Basisschnittstelle auch nicht relevant. Es zählt letzlich das Anschlusskonzept des eigentlichen Decoders. Wichtig ist, dass die Serienmäßig in Fahrzeugen eingebaute Schnittstelle immer normgerecht ist.
Spur-G-Blog: Wird es die PluG-20S-Schnittstelle zum Start auch einzeln geben? Die 20S-Platine wird ja nicht wesentlich teurer sein als die des PluG-16, würde aber die nachträgliche Aufrüstung von Sound deutlich vereinfachen.
Daniel Massoth: Zur normgerechten Nachrüstung von Fahrzeugen ist ein neuer PluG-20S DCC-Adapter in Vorbereitung. Hier sind dann auch viele weitere Funktionen (z.B. 5V-Regler) und deutlich mehr Anschlüssen vorhanden. Aus diesem Grund ist diese dann aber auch deutlich größer als der oben erwähnte PluG-16 Anschluss.
Spur-G-Blog: Der Erfolg von PluG wird sicherlich von den Lok-Herstellern abhängen. Wie sieht es da aus?
Daniel Massoth: Train Line Gartenbahnen wird die erste Lok im Herbst mit PluG-20S Schnittstelle und passendem Decoder ausliefern. Leider gibt es auch hier das berühmte Henne / Ei Problem. Zwei Firmen müssen den Anfang wagen, damit Loks und passende Decoder erstmalig in den Handel kommen.
Spur-G-Blog: Das Highlight der Neuheiten 2013 wird sicherlich das neue Infrarot-System sein. In Wuppertal erläuterte Ihre Mitarbeiterin aus der Entwicklungsabteilung vielen interessierten Gartenbahnern das System. Wann rechnen Sie mit einer Auslieferung des Systems?
Daniel Massoth: Der Marktstart des Systems wurde leider vom Formenbau deutlich behindert. Es gab noch einige deutliche Änderungen im Vergleich zum präsentierten Handmuster auf der Spielwarenmesse Nürnberg. Der Formenbau konnte jedoch kürzlich abgeschlossen werden, nun wird die Elektronik noch an das neue Gehäuse angepasst und optimiert. Dann beginnt die Fertigung. Eine Auslieferung planen wir aktuell für Anfang 2014.
Spur-G-Blog: Welchen Funktionsumfang wird das Infrarot-System zum Start haben?
Daniel Massoth: Die Möglichkeiten des neuen Infrarot-Systems sind sehr umfassend und werden zukünftig ganz neue Funktionen ermöglichen. Zum Marktstart wird es jedoch zunächst ein passives System sein. Das bedeutet, das der Datenaustauch zuerst zwischen Gleismelder und Lok stattfindet.
Damit sind die folgenden Funktionen im Digitalbetrieb möglich:
– Halt oder Langsamfahrt an einem Signal
– Auslösung von Funktionen (z.B. Sounds, Licht, oder Effekten) in Decodern.
– Einfache Automatikfunktionen wie Pendelstrecken oder Bahnhofshalte.
Die Rückmeldung zur Zentrale ist jetzt schon vorbereitet und wird zu einem späteren Zeitpunkt aktiviert. Dann werden auch komplexere automatische Steuerungen ermöglicht. Es ermöglicht dann zum Beispiel eine Zugverfolgung bzw. Computersteuerung mit echten Positionsdaten.Spur-G-Blog: Herr Massoth, vielen herzlichen Dank für Ihre Antworten.
Link-Tipp: www.massoth.de