Vor ein paar Jahren galt die Multimaus von Roco als Geheimtipp für den Einstieg in die Digitaltechnik. Die Multimaus war mit einem kleinen Booster in vielen Roco-Startsets enthalten, deren Besitzer die nicht benötigte Digitalzentrale günstig auf eBay verkauften. Allerdings reichte die Ausgangsleistung nicht für die Gartenbahn aus. Und mangels Absicherung bestand auch die Gefahr eines Kurzschlusses – leider nicht nur in der Theorie.
Als kabelgebundenes Steuergerät ist die Multimaus heute noch eine günstige Alternative. Unter dem Namen Multimaus Pro gibt es mittlerweile sogar eine funkfähige Version. Diese wird zur Zeit aber nur im Fleischmann Online Store angeboten. Auf diese Zentrale geht dieser Artikel nicht weiter ein, da Roco und Fleischmann einen neuen Weg eingeschlagen haben und seit kurzer Zeit die Digitalzentrale Z21 (schwarze Version für „Experten“ / Artikelnummer 10820) in den Fokus stellen.
Die Z21 setzt vollkommen auf die Steuerung via Smartphone oder Tablet. Der Lieferumfang der Z21 zum Preis von 400 Euro enthält neben der Zentrale ein Netzteil und einen vorkonfigurierten WLAN-Router. Neben der klassischen Steuerapp, besteht bei der Z21 auch die Möglichkeit einer „Führerstandssteuerung.“ Dabei wird der Führerstand der Vorbildlok fotorealistisch wiedergegeben. Der Modellbahner darf die Lok mit den richtigen Stellhebeln steuern. In der Spurweite H0 bietet Roco auch Kameraloks an. Bei diesen Modellen wird zusätzlich das Bild einer Videokamera im Führerhaus live auf das Tablet gestreamt. So entsteht der Eindruck, als ob man wirklich im Führerhaus der Lok sitzt. Diese Art der Steuerung bietet meines Wissens zur Zeit keine andere Zentrale.
Die Kameras schwenken in den Kurven sogar mit. Allerdings gibt es diese zur Zeit nur in den H0-Modellen. Interessant dürfte es werden, wenn diese Kameras als Nachrüstset angeboten werden sollten. Sie dürften sich ziemlich einfach in Gartenbahn-Lokomotiven einbauen lassen. Allerdings gibt es in diese Richtung keine Ankündigung. (Roco hat als erste Kameralok einen Taurus gebaut. Da gäbe es doch ein passendes Gartenbahnmodell… 😉
Die Z21 ist aber als erste Zentrale komplett auf die Bedienung via Smartphone zugeschnitten. Die Loks werden dabei traditionell mit dem DCC-Signal via Gleis versorgt. Interessant ist die Vielfalt der Schnittstellen, die die Z21 bietet. Zum Beispiel wird der Xpressnet-Bus unterstützt. Somit lassen sich kabelgebundene Lokmäuse oder aber mit dem entsprechenden Massoth Funkempfänger auch ein Massoth Navigator mit der Z21 betreiben. Aber auch der LocoNet-Bus und der von ZIMO verwendete CAN-Bus werden von der Z21 unterstützt. Als Rückmeldebus verwendet die Z21 den RS-Bus von Lenz.
Roco/Fleischmann nimmt mit der Z21 auch Umsteiger ins Visier. Der Hauptgleisausgang einer vorhandenen DCC-Zentrale kann an den Sniffbus der Z21 angeschlossen werden, so dass das alte System integriert werden kann. Dabei kann die Z21 allerdings nur die Befehle der Fremdzentrale übernehmen. Die Fremdzentrale enthält keine Infos der Z21.
Für Gartenbahner sind aber die 3A, die die Z21 von Roco leistet, zu wenig. Jedoch besteht die Möglichkeit über den Roco Booster Adapter (Artikelnummer 10789) für 35 Euro bis zu 15 DCC-Booster mit CDE-Schnittstelle anzuschließen. Damit lässt sich hinter der Z21 problemlos ein Gartenbahn-tauglicher Booster der Mitbewerber verwenden. Bei einem ernsthaften Einsatz im Garten wird dies der einzige vernünftige Weg sein. Offiziell gibt Roco übrigens an, dass die Z21 für Gartenbahnen tauglich ist und bis zu 23 V Schienenspannung zur Verfügung stellen kann.
Wichtig ist, dass sich die in diesem Artikel beschriebenen Merkmale auf die schwarze Z21 beziehen, die Roco/Fleischmann als „Experten“-Version bewirbt. Es gibt eine Einsteiger oder Lightversion. Diese trägt auch den Namen z21 und findet sich in vielen Roco/Fleischmann-Startsets. Die Einsteigerversion ist jedoch weiß und der Buchstabe „z“ ist dort klein geschrieben. Die weiße Version sollte man als Gartenbahner nicht nehmen.
In Kombination mit einem starken Booster kann die schwarze Z21 (nicht die weiße z21) eine interessante Alternative für alle sein, die per Smartphone oder Tablet ihre Modellbahn steuern möchten. Ob die Fahrten im „Führerstand“ nur ein Spielzeug oder ein echter Mehrwert sind, muss jeder Gartenbahner selbst entscheiden. Zu Bedenken ist allerdings, dass die App zwar kostenlos, neue Führerstände aber zum Teil für bis zu 10 Euro pro Loktyp gekauft werden müssen. Einige Loks sind jedoch auch kostenlos. Zur Zeit sind nur sechs Führerstände von Lokomotiven erhältlich. Für Gartenbahnen gibt es den Taurus und die BR218 – die beiden Führerstände sind jedoch kostenlos. Selbstverständlich kann jeder Loktyp mit der Standardsteuerung gefahren werden.
Link-Tipp: www.z21.eu