Ein Artikel von Frank-Michael Pohl und Thorsten Bresges
Fast jeder Gartenbahner hat mit der berühmten Startpackung angefangen. Doch so schön auch die einzelnen Lokomotiven und Waggons sind: Immer nur im Kreis zu fahren ist langweilig. Ein gutes Anlagenlayout ermöglicht vielfältige Betriebsabläufe. Und egal ob der Modellbahner „echten Betrieb simulieren“ oder einfach nur „spielen“ möchte: Ohne Weichen geht es nicht. Doch jede Weiche stellt im Garten eine Herausforderung da – sowohl mechanisch als auch elektrisch.
Mehrere Hersteller werben bei Weichen um die Gunst der Kunden. In Kooperation mit Frank-Michael Pohl von FGB Berlin hat der Spur-G-Blog diese Übersicht über R3-Weichen erstellt. R3-Weichen sind aus unserer Sicht ein guter Kompromiss: Wer einen möglichst sicheren Betriebsablauf möchte trifft mit dem R3-Abzweigeradius von ca. 120 cm eine gute Wahl. Zwar gilt beim Radius „größer ist besser“, jedoch muss die Gartenbahn noch in den eigenen Garten passen, so dass der R3 für viele Gartenbahner eine gute Wahl ist. Dies spiegelt sich auch im Preis wieder: R3-Weichen sind zwar etwas teurer als die R1-Weichen, jedoch deutlich günstiger als die Weichen mit den noch größeren Radien. Da macht sich bemerkbar, dass die R3-Weichen vermutlich in einer deutlich höheren Stückzahl verkauft werden als die ganz großen Weichen.
Für diesen Vergleich haben wir je eine R3-Reiche mit Rechtsabzweigung von LGB (Artikelnr. 16050), PIKO (Artikelnr. 35223), Thiel Gleis (Artikelnr. 1360) und Train Line Gartenbahnen (Artikelnr. 1021265) unter die Lupe genommen. Alle vier Weichen verfügen über das Messingprofil mit dem Code 332 und sind damit kompatibel zu den bekannten Gartenbahngleisen. Für alle vier Hersteller ist die mechanische Kompatibilität zum Standardgleis natürlich enorm wichtig – gehört dies doch zu den wichtigsten Kaufkriterien für die Kunden. Daher wundert es natürlich nicht, dass die Profilhöhe (8,5 mm), die Breite der Schienenstühle (7,0 mm), die Höhe der Schienenstühle (1,8 mm) sowie die Breite der Lauffläche der Profile (3,5 mm) sich nicht unterscheiden. Die einzige Besonderheit bietet Thiel Gleis: Dort sind die sechs Schienenenden am Fuß angefräst, was sich beim Zusammenstecken mit dem Anschlussgleis als sehr praktisch erweist. Der Abzweigwinkel ist bei allen vier Weichen ebenfalls im gleichen 22,5° Winkel gehalten.
Die Testkandidaten (Zum Vergrößern anklicken) – Quelle: FGB Berlin
Dafür ist die Gleishöhe bei Thiel Gleis mit 15,5mm aber im Gegensatz zu den Mitbewerbern einen Tick niedriger. LGB, Piko und Train Line Gartenbahnen kommen dort auf eine Höhe von 17,0 mm. In der Einbaulänge des geraden Gleis unterscheiden sich alle vier Gleise deutlich. Im Gegensatz zur Gleishöhe spielt dies bei der Planung einer neuen Strecke in der Praxis meistens keine Rolle. Hier die Längen von klein nach groß: LGB 438,0 mm. Train Line Gartenbahnen 447,0 mm, Piko 482,0 mm und Thiel 489,0 mm. Aufpassen muss man natürlich, wenn eine kaputte Weiche ausgetauscht werden muss. Dann bedeutete eine unterschiedliche Länge einen erheblichen Mehraufwand.
Trotz der bis zu 5 cm unterschiedlichen Länge unterscheiden sich die Anzahl der Schwellen im geraden Gleis kaum. LGB, Thiel Gleis und Train Line Gartenbahnen haben jeweils 17 Schwellen. Eine zusätzliche Schwelle hat PIKO eingebaut. Optisch fällt die unterschiedliche Anordnung natürlich sofort auf, wenn man die Weichen nebeneinander legt. Ein Blick auf die beigefügten Bilder der vier Weichen unterstreicht dies. Ein ähnliches Bild ergibt sich im Abzweig: Thiel Gleis und Train Line Gartenbahnen kommen mit jeweils 17 Schwellen aus, während LGB und PIKO jeweils 18 Schwellen benötigen.
Am Ende der Weichenzungen haben LGB und PIKO eine Doppelschwelle integriert. Thiel Gleis und Train Line Gartenbahnen verzichten auf die unschöne Doppelschwelle. Während Tiel Gleis seine Schwellen konsequent in regelmäßigen Abständen verteilt, liegen bei Train Line Gartenbahnen zwei dicht beieinander liegenden Langschwellen im Bereich des Herzstücks.
Die Länge der geraden Weichenzunge hat Frank-Michael Pohl von FGB Berlin ebenfalls nachgemessen. Bei LGB sind es 127 mm, bei PIKO 132 mm, bei Thiel Gleis 129 mm und bei Train Line Gartenbahnen 130 mm. Während LGB und PIKO auf einen Gleitstreifen aus Neusilber für die Weichenzungen setzen, kommen bei Thiel Gleis und Train Line Gartenbahnen ein Gleitstreifen aus Messing zum Einsatz.
Die Zungenanfänge sind bei allen Testkandidaten angefräst. LGB, PIKO und Train Line Gartenbahnen verfügen alle über eine Ausfräsung im Schienenfuß und am Schienensteg. Bei PIKO ist zusätzlich der Schienenkopf gefräst. Lediglich Thiel Gleis kommt ohne Ausfräsung aus. Hier liegen die Weichenzungen über dem Schienenfuß an. Die Stromübertragung zu den Weichenzungen erfolgt bei LGB über verschraubte Kupferbleche. PIKO nutzt statt der Bleche Kabel mit Lötfahnen und Schrumpfschlauch die dann verschraubt sind. Thiel Gleis und Train Line Gartenbahnen nutzen verschraubte Messingbleche.
Unterschiede gibt es auch bei den Radlenkern. Am geraden Schienenstrang haben sie bei Train Line Gartenbahnen eine Länge eine Länge von 79 mm, bei Thiel Gleis von 98 mm, bei LGB von 96 mm und bei PIKO von 118 mm. Beim abzweigenden Schienenstrang sind es 83 mm bei Train Line Gartenbahnen, 84 mm bei LGB, 90 mm bei Thiel Gleis 90 mm und bei PIKO 117 mm. Gemessen wurde die Gesamtlänge der Radlenker inklusive Einfahrwinkel. Einzig Thiel Gleis hat seine Radlenker aus Messing gefertigt. Die drei Mittbewerber nutzen alle dafür Kunststoff. Daher ist die R3 Weiche von Thiel die einzige im Vergleichsfeld, die eine Stromübertragung mittels Punktlötung zu den Radlenkern hat. Bei Thiel Gleis beträgt der Abstand zwischen Backenschiene und Radlenker 2 mm. Die drei anderen Herstellern haben den Abstand um 1 mm größer.
Gerade für kleine Lokomotiven stellt sich im Garten bei Weichen die Frage, wie gut sie über das Herzstück einer Weiche fahren. Diesen Aspekt sowie weitere „innere Werte“ werden wir im morgigen zweiten Teil des Berichts untersuchen. In der Bildergalerie von FGB Berlin befinden sich weitere Fotos von den hier vorgestellten Weichen.
Link-Tipp: galerie.fgb-berlin.de
Link-Tipp: 2. Teil des Artikels