Der Projektwettbewerb der Rhätischen Bahn (RhB) für die Projektierung einer zweiten Eisenbahnbrücke über den Hinterrhein bei Reichenau ist entschieden. Aus den 42 eingereichten Beiträgen ging das Projekt «Sora giuvna» (Rätoromanisch für «jüngere Schwester») der Ingenieurgemeinschaft Flint & Neill Ltd, London / Walt Galmarini AG, Zürich als Sieger hervor. Alle eingereichten Projekte sind noch bis am 9. Oktober 2015 in einer Ausstellung an der HTW Chur zu besichtigen.
Im Hinblick auf das zukünftige Angebotskonzept hat die RhB eine Verlängerung der Doppelspur in Reichenau und damit eine neue Linienführung über den Hinterrhein projektiert. Die Doppelspur trägt zudem zur Fahrplanstabilität in der Surselva und am Albula bei und ermöglicht zusammen mit anderen baulichen Massnahmen sowie der Verpendelung mittelfristig eine Steigerung der Produktivität. Für den Bau der zusätzlichen Brücke hat die RhB einen Projektwettbewerb lanciert. Das Siegerprojekt besticht durch ein optimales Zusammenspiel von Funktionalität, Wirtschaftlichkeit und gestalterischen Anforderungen.Herausfordernde Ausgangslage
Hauptbestandteil des Wettbewerbs, welcher im anonymen, einstufigen und offenen Verfahren durchgeführt wurde, war der Neubau der Hinterrheinbrücke. Zusätzlich waren eine zweite Überführung über die Nationalstrasse A13 und der Ersatz der bestehenden A13-Überführung zu projektieren. Da die Linienführung zwischen den neuen Brücken und dem Bahnhof Reichenau-Tamins neu angelegt und gestreckt wird, mussten zudem die entsprechenden Anpassungen wie Abtragungen, Dammschüttungen sowie der Bau von neuen Stützbauwerken im Wettbewerbsbeitrag aufgezeigt werden. Christian Florin, Leiter Infrastruktur bei der RhB und Präsident der Wettbewerbsjury, bezeichnete die Aufgabe denn auch als ungewöhnlich: «Es galt, eine wertvolle eiserne Eisenbahnbrücke aus dem 19. Jahrhundert mit einer neuen Brücke in unmittelbarer Nähe zu ergänzen, erschwert durch die Sachzwänge der Querung der Nationalstrasse».
Siegerprojekt schafft Ordnung
Begeistert vom Siegerprojekt «Sora giuvna» der Ingenieurgemeinschaft Flint & Neill Ltd, London/Walt Galmarini AG, Zürich zeigte sich Jürg Conzett, ausgewiesener Brückenbauspezialist und Mitglied der Wettbewerbsjury: «Dieses Projekt besticht durch seine hervorragende Konzeption. Am Schluss der Bauarbeiten in Reichenau werden nur zwei Brücken stehen: die heutige und ihre «jüngere Schwester», die den Rhein einspurig und die A13 doppelspurig überquert». Die neue Brücke schaffe Ordnung, indem sie die Vielfalt der Brückenlandschaft reduziere, so Conzett weiter. Zudem lasse sie durch die eigenständige, von der bestehenden Brücke leicht abgesetzte Konstruktion einen möglichst freien Blick auf die heutige Brücke offen. Die weiteren Jurymitglieder neben Florin und Conzett waren Karl Baumann, Leiter Kunstbauten RhB, Johannes Florin, Denkmalpflege Graubünden, und Quintus Miller, Architekt Basel.Alle bewerteten Projekteingaben können in den Räumlichkeiten der HTW Chur besichtigt werden. Die Ausstellung dauert vom Dienstag, 29. September bis Freitag, 9. Oktober 2015 und kann von Montag bis Freitag zwischen 8.00 Uhr und 19.00 Uhr besichtigt werden.
Quelle: Simon Rageth / Rhätische Bahn
Link-Tipp: www.rhb.ch