Nachdem die Brohltalbahn bereits 1961 den öffentlichen Personennahverkehr von den zuletzt zwischen Brohl und Oberzissen pendelnden Triebwagen auf die im damaligen Zeitgeist „modernen“ bahneigenen Omnibusse verlagert hatte und ab 1974 sogar die Bahngleise zwischen Engeln, Weibern und Kempenich komplett demontierte, schien der Fortbestand der Bahn spätestens ab Ende der 1970er Jahre mehr als unsicher. Zwar hatte die Beschaffung von drei Diesellokomotiven ab 1965 eine deutliche Vereinfachung des Betriebs ermöglicht. Dass das Ende des stetig abnehmenden Güterverkehrs aber auch nur noch eine Frage der Zeit war, schien damals niemand anzuzweifeln.
Der „Vulkan-Expreß“ rollt
Umso überraschender wurde 1977, als die letzten Eifeler Dampfloks in Mayen und Stolberg gerade abgestellt waren, die Idee eines touristischen Personenverkehrs auf der Brohltalbahn geboren: nachdem mehrere Vereinigungen von Eisenbahnfreunden zunächst vergeblich versucht hatten, in Brohl Fuß zu fassen, entwickelte die Geschäftsführung der Brohltal-Eisenbahn GmbH (BEG) unter Geschäftsführer Walter Henseler selbst das Konzept eines Personenzuges zwischen Brohl und Engeln. Ein Name für den neuen „Expresszug“ war ebenfalls schnell gefunden: die Fahrt durch die Vulkanlandschaft im Brohltal sollte prägend werden für den heute europaweit bekannten „Vulkan-Expreß“.
Unter reger Anteilnahme der Bevölkerung und geladener Gäste machte sich der anfangs aus der Diesellok „D 4“ und dem einzigen Personenwagen „VB 50“ bestehende Zug am 25. März 1977 erstmals auf den Weg nach Engeln. Von nun an konnte der Zug für Schulklassen, Vereine und Gruppen gechartert werden, im Juli und August fuhr man zudem jeden Freitag um 14:10 Uhr für Jedermann durch das idyllische Brohltal. Der Personenverkehr auf der Brohltalbahn rollte wieder und 1979 konnten bei 28 Fahrten – nun fuhr man samstags und zusätzlich im September – immerhin 1.700 Fahrgäste gezählt werden!
Während der Güterverkehr in den Folgejahren weiter nachließ – so wurde z. B. 1983 die Lavaverladung in Weiler eingestellt – konnte der „Vulkan-Expreß“ langsam auf weiterhin recht geringem Niveau fortentwickelt werden. Mit einem ausgeweiteten Fahrplan wuchsen die Fahrgastzahlen stetig, insbesondere nachdem 1985 ein zweiter Personenwagen, der offene „Cabrio-Wagen“ 458 in Betrieb genommen wurde. Doch alle Bemühungen reichten nicht aus, um die Zukunft der Bahnstrecke nachhaltig zu sichern. Obwohl die BEG keine nennenswerten Verluste gemacht hatte, war die Stilllegung der Brohltalbahn in der zweiten Jahreshälfte 1987 beschlossene Sache!
IBS verhindert die Stilllegung
Dies wollten die Eisenbahnfreunde, die die BEG stets unterstützt hatten, nicht tatenlos mit ansehen. Sie gründeten daher am 2. September 1987, also vor 30 Jahren, die noch heute im Brohltal aktive „Interessengemeinschaft Brohltal-Schmalspureisenbahn e. V.“, kurz IBS. Mit fortan noch weiter verstärktem Engagement in der Werbung und Öffentlichkeitsarbeit unterstützten die Mitglieder der IBS nun auch aktiv im Zugdienst: erste Ausbildungsgänge wurden abgeschlossen, so dass das Zugpersonal ehrenamtlich durch den Verein gestellt werden konnte. Auch beschaffte die IBS über gute Kontakte zu anderen Bahnen weitere Personenwagen. Die starke Presseresonanz zur immer noch im Raum stehenden Stilllegung tat ihr übriges: mit 7.200 Fahrgästen vollendete man eines der ereignisreichsten Jahren in der Geschichte der Brohltalbahn mit einem neuen Rekord!
IBS gründet eigene Betriebsgesellschaft
Zur Ruhe kam die kleine Bahn dennoch nicht. Wirtschaftliche Gutachten veranlassten die BEG, den Bahnbetrieb vollständig auf die IBS zu übertragen. Den Busverkehr gliederte man in eine eigene GmbH aus. Die IBS gründete daraufhin eine eigene Betriebsgesellschaft, um den Betrieb des Personen- und Güterverkehrs eigenverantwortlich zu übernehmen. Die „alte“ BEG blieb fortan nur noch für die Infrastruktur zuständig. Mit dem Kauf weiterer Personenwagen und dem Ausbau des Fahrplans entwickelte sich der „Vulkan-Expreß“ nun endgültig zum Erfolgsmodell! Der kleine Zug wurde immer länger und war nun immer öfter im Brohltal zu sehen! Mit der Wiederinbetriebnahme der einzigen originalen Brohltalbahn-Dampflok „11sm“ im Frühjahr 2015 hat die IBS einen weiteren Meilenstein erreicht: mit einem Fahrplan, der im Sommer täglich außer montags Fahrten in die Eifel anbietet, werden nun jährlich zwischen 65.000 und 80.000 Fahrgäste befördert! Die Erfolgsgeschichte „Vulkan-Expreß“ ist damit unverkennbar zu einem maßgebenden touristischen Highlight der Vulkanregion Laacher See geworden!
Jubiläumsfeierlichkeiten am 25. März und 25./26. August
Diesen Erfolg möchte die IBS am 40. Jahrestag der 1. Fahrt des „Vulkan-Expreß“, am 25. März 2017 gebührend feiern. Alle Vereinsmitglieder sowie Vertreter aus Politik und Tourismuswirtschaft sind eingeladen, an der großen Jubiläumsfahrt mit der historischen Dampflokomotive „11sm“ von Brohl bis nach Engeln teilzunehmen. Am letzten August-Wochenende (25./26.08.) plant die IBS, beide Jubiläen mit einem großen Bahnfest mit allen Fahrgästen, Freunden und Anwohnern der Brohltalbahn zu feiern. Geplant ist ein dichter Taktfahrplan mit Rahmenprogramm an möglichst allen Stationen. Die Bevölkerung und alle Vereine sind herzlich eingeladen, unter presse@brohltalbahn.de Vorschläge an die IBS heranzutragen, wie man den Erfolg des „Vulkan-Expreß“ im August gemeinsam feiern und in die Region weitertragen kann!
Auf ein besonderes Highlight weist die IBS speziell zum Jubiläumsjahr hin: erstmals seit vielen Jahren ist es gelungen, wieder regelmäßige Schiffsanschlüsse zwischen Bonn und der Brohltalbahn zu etablieren: ab 1. Mai verkehrt an jedem Freitag die „MS Beethoven“ von Bonn und Linz nach Brohl, wo der „Vulkan-Expreß“ die Gäste direkt am Anleger abholt und in die Eifel bringt! „Dies ist ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk für den Vulkan-Expreß“, bringt es der IBS-Vorsitzende, Stephan Pauly, auf den Punkt.
Quelle: Michael Hergarten / Vulkan-Expreß
Link-Tipp: www.vulkan-express.de