In wenigen Tagen beginnt für Gartenbahner ein besonderes Jahr. Die Lehmann-Groß-Bahn (LGB) feiert ihr 50 jähriges Jubiläum. 1968 präsentierte das Ernst Paul Lehmann Patentwerk auf der Spielwarenmesse in Nürnberg eine Weltneuheit: Die erste Modelleisenbahn, die drinnen und draußen fuhr. Die überraschten Messebesucher konnten sich vor den Messehallen von dem Versprechen der wetterfesten Modellbahn überzeugen.
Die Idee einer Modellbahn im Garten faszinierte. Schnell wurde das Produktsortiment erweitert. Nach der Startpackung mit der Dampflok Stainz folgten bereits 1969 mit dem „Feurigen Elias“ und der Diesellok Schöma zwei weitere Lokomotiven. Das Sortiment der bis heute veröffentlichten Lokomotiven und Waggons ist fast unüberschaubar geworden. Die Entwicklung von LGB im ersten Jahrzehnt wurde von Horst-Jürgen Neumann und den LGB-Freunden Much ausführlich dokumentiert: 1968-1969, 1970-1971, 1972-1973, 1974-1975, 1976-1977, 1978-1979 und 1980-1981 (alle Links sind PDF-Dateien).
LGB war schon immer ein hochpreisiges Produkt. Natürlich wird mehr Material benötigt und im Vergleich zu den kleinen Spurweiten sind die Stückzahlen bei Gartenbahnen deutlich geringer. LGB schuf aber etwas besonderes: Das Gefühl zu einer großen Familie von Gartenbahner zu gehören. Ein Schlüssel des Erfolgs war sicherlich der Kundenservice von LGB. Viele Modellbahner, die die Blütezeit mit erlebt haben, schwärmen heute noch von der „Nürnberg Zeit“. Was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von LGB für ihre Kunden ermöglicht haben, wurde nur von wenigen anderen Firmen erreicht.
Als das Ernst Paul Lehmann Patentwerk 2006 zum groß 125-jährigen Firmenjubiläum nach Nürnberg einlud, ahnten viele Besucher nichts von den dunklen Wolken, die sich über der Firma zusammengebraut hatten. Wenige Wochen später musste LGB die Insolvenz beantragen. Die Gründe für die damalige Insolvenz werden vermutlich sehr vielschichtig gewesen sein. Im Nachhinein muss man feststellen, dass die Geschäftsführung keine glückliche Figur machte und damit den Raum für wilde Spekulationen öffnete. Diese wurden befeuert, nach dem bekannt wurde, das LGB bereits im Frühjahr [Update] 2006 [/Update] heimlich seine amerikanische Tochtergesellschaft LGB of America verkauft hatte. Am Ende bleibt nur festzustellen, dass LGB durch turbulente Jahre gehen musste.
Bei der ganzen Diskussion wird häufig die Gesamtsituation der Modelleisenbahnbranche vergessen. Die Anzahl der Hobbys war 1968 überschaubar. 2018 gibt es jedoch keine exotische Randsportart mehr, die in Deutschland keine festen Verbandsstrukturen hat. Da bleibt wenig Zeit für klassische Hobbys. Und nach einem neuen Smartphone bleibt vom Weihnachtsgeld nicht mehr viel für die Modelleisenbahn übrig.
Bei der Gartenbahn wird ein weiteres Problem der Branche deutlich: Neue Fertigungsmethoden erlauben immer feinere Modelle. Dies treibt den Preis nach oben und die Großserienhersteller müssen Kompromisse eingehen. Während einige Modellbauer die Kompromisse in diversen Internetforen massiv kritisieren, verzichten die Modellbahner vom andere Seite des Spektrums auf den Kauf „teurer“ Neuware und schaut sich lieber auf eBay um.
2007 übernahm Märklin das Ruder in Nürnberg. Die Produktion wurde nach Ungarn verlagert und wenige Jahre später auch der Kundenservice in Nürnberg aufgegeben. Die eigene Märklin Insolvenz machte die Lage für LGB’ler nicht besser. Erfreulicherweise hat Märklin seine eigene Insolvenz 2011 verlassen und wurde mittlerweile von Simba-Dickie übernommen.
So kann sich LGB im Jubiläumsjahr solide präsentieren. LGB bietet wieder sein ganzes Produktportfolio an und entwickelt sogar wieder komplett neue Produkte. Mit den angekündigten DR Rollwagen-Set (Artikelnr. 49180) für 339,99 Euro bedient es im Jubiläumsjahr wieder eine wichtige Kerngruppe: Die Modellbahnfahrer. Die Rollwagen lassen im Garten und im Haus spannende Betriebsabläufe zu, die abwechslungsreiche Stunden mit der eigenen Gartenbahn versprechen.
Für 2018 können die Eisenbahnfreunde mit ganz vielen Aktionen zum LGB Jubiläum rechnen. Vermutlich wird Märklin Mitte Januar verraten, wie das LGB Jubiläum gefeiert wird. Die zahlreichen LGB Clubs in ganz Deutschland werden mit Sicherheit ebenfalls spezielle Veranstaltungen planen. Die schönste Jubiläumsfeier könnte aber im eigenen Garten statt finden: Zusammen mit ein paar Freunden, den Enkeln und den Kindern aus der Nachbarschaft. Eberhard und Wolfgang Richter würden sich bestimmt freuen, wenn ihre Erfindung auch 2018 draußen im Garten rollt.
Link-Tipp: www.lgb.de