Die Zahl der Spielbahner ist deutlich höher als die der Modellbahner im Gartenbahnbereich. Sowohl LGB als auch PIKO haben und werden Regelspurmodelle auf 45 mm zusetzen. Viele Spielbahner nutzen dieses Angebot. Das hat aber auch zur Folge, dass sich praktisch kein Großserienhersteller dem korrekten Maßstab 1:22,5 auf 64 mm der Spur II annimmt. In der Szene der Spur II Modellbahner sind daher sehr viele Selbstbauer unterwegs, die wirklich phantastische Modelle erschaffen. Diese Modelle begeistern bis ins kleinste Detail – und sind häufig unbezahlbare Unikate.
Für unsere Rollfahrzeuge gibt es zwei Möglichkeiten: Die erste Variante ist, dass man Spur-G-Modelle von 45 mm auf 64 mm umspurt. Die zweite Variante wird von Kleinserienherstellern angeboten, die 64 mm Loks im richtigen Maßstab konstruieren und produzieren. Beide Varianten werden in restlichen Artikel vorgestellt.
Umspuren: Das vermutlich größte Programm von umgespurten 64 mm Lokomotiven biete Peter Zenner an. Im Zennershop gibt es Lokomotiven, Waggons, Gleise und Zubehör für die Regelspur. Die günstigste 64 mm Lokomotive gibt es bereits für 199,90 Euro. Dabei handelt es sich um eine umgebaute LGB Parklok. Die Lok selbst ist 2nd Hand. Beim analogen Modell werden praktisch nur die Achsen ausgetauscht. Gegen Aufpreis sind aber auch Schraubkupplung oder gefederte Puffer möglich. Ungefähr 50 Euro mehr kosten die umgebauten Varianten der LGB Schöma und der LGB Köf. Für 375,00 Euro gibt es auch die V3 von Train Line Gartenbahnen als analoges Modell. Das interessante an diesem Modell ist, dass das Original ursprünglich eine Regelspurlok war und später auf die Schmalspur umgespurt wurde. Insofern ist die V3 ein gutes Modell für eine 64 mm Gartenbahn. Aus diesem Grund plant der Spur-G-Blog diese Lok nächste Woche ausführlich vorzustellen.
Aber Zenner hat noch mehr Modelle im Programm. So ist eine Dampflok BR 80 oder eine Diesellok V20 von PIKO in einer 64 mm Variante erhältlich. Die große Diesellok BR 114 von PIKO ist bei Zenner für 650,00 Euro als 64 mm Umbau erhältlich. Außerdem bietet Zenner an, dass Kunden ihre sechsachsigen PIKO Lokomotiven wie zum Beispiel die BR 132 für 350,00 Euro auf 64 mm umrüsten lassen können. Verschiedene Serviceleistungen runden das Programm an: Neben Zurüstteilen für die Regelspur sind optional auch Digitaldecoder oder Umlackierungen möglich. Interessenten sollten sich per E-Mail beraten lassen.
Ein weiterer Anbieter von Umsprungen ist Modelbouw Boerman. Der Modellbauspezialist aus Barendrecht (Niederlande) bietet eine PIKO V100 mit 64mm Radsätzen an. Die Loks wird mit neuen, hochwertigen Rädern aus Edelstahl ausgerüstet, die einen Durchmesser von 44 mm haben. Ebenso werden die Pufferbohlen und die Kupplungen des Modells an die Anforderungen der Regelspur angepasst. Die umgebaute Lok kostet 799,00 Euro. Optional ist ein ESU oder ZIMO Sonddecoder für 199,00 Euro, eine Stirnbeleuchtung und Kabinenbeleuchtung für 25,00 Euro und ein fahrsynchroner Verdampfer für 79,00 Euro erhältlich.Mehr Informationen sind auf der Homepage erhältlich.
Kleinserienhersteller: Wer eine hochwertige Spur II Lokomotive sucht wird bei Modellbau Frey fündig. Die Modelle von Frey entstehen aus einer Mischbauweise. Die Gehäuse werden aus Polyurethan Kunststoff-Gußteilen gefertigt. Die Zurüstteile wie Scheibenwischer, Griffstangen und Trittbretter bestehen hingegen aus Messing-Feinguß. Für den Rangierdienst kommen die V15 und die V60 in Frage. Das vorbildgerechte Modell ist analog und wird mit Federpuffern und Schraubenkupplungen ausgeliefert. Die Stirn- und Innenbeleuchtung erfolgt mit LEDs. Für einen Lautsprecher und einen Digitaldecoder sind entsprechende Einbauräume vorgesehen. Die V15 kostet 1.990,00 Euro. Die V60 ist deutlich größer als die V15. Dies spiegelt sich im Preis wieder: 3.990,00 Euro kostet die Diesellok. Dafür glänzt das hochwertige Modell mit einigen technischen Finessen: Die Radsätze mit Radreifen aus Edelstahl sind in Gleitlagern in einem Wipplagerfahrwerk gelagert. Bei der Führerstandseinrichtung lässt sich sogar die Temperatur des Kühlwassers überprüfen. Die Stromabnahme erfolgt über alle acht Räder und gewährleistet eine sichere Stromversorgung des 11 W starken, kugelgelagerten Maxon Glockenanker Motors. Als drittes Modell ist der SKL24 erhältlich. Der „Schwere Kleinwagen“ kostet im Modell 795,00 Euro. Auf den ersten Blick ist das Modell vielleicht nicht die erste Wahl als Rangierfahrzeug. Nach Angaben von Modellbau Frey durfte das Vorbild aber auf Gleisen innerhalb eines Bahnhofs Regelspurwagen mit einer maximalen Gesamtmasse von bis zu 17 Tonnen mit Hilfe einer Kuppelstange mit maximal 10 km/h bewegen. Überlegt man wie vielfältig das Fahrzeug in Bahnhofsszenen eingebunden werden kann, ist es vielleicht eine interessante Alternative.
Ein weiteres außergewöhnliche Modell ist der Breuer Traktor von HEGOB Modellbahn. Auf seiner Webseite beschreibt HEGOB das Konzept des Vorbilds: „Der Breuer-Traktor griff unter die Pufferbohle des Waggons und stemmte diesen hoch. Durch dieses ‚Aufsatteln‘ lud er einen Teil des Reibungsgewichtes auf seine eigenen vier Räder und konnte nun, trotz seiner kleinen und leichten Bauweise, sogar mehrere Wagen ziehen.“ Das Modell von HEGOB ist im Maßstab 1:22,5 und wird komplett in Messing gefertigt. Der Traktor wird durch einen Kettenantrieb bewegt.
Zur Zeit nicht lieferbar ist der ASF Akkuschlepper von Strauß Modellbahn. Dieses 64 mm Fahrzeuge wäre ideal für den Rangierbetrieb bei Rollfahrzeugen. Das Modell von Strauß hat den exakten Maßstab von 1:22,5 und wird von einem 6 Watt Präzisionsmotor angetrieben. Dank des Getriebes sind auch Rangierfahrten bei sehr langsamer Geschwindigkeit kein Problem. Der Akkuschlepper hat eine Regelspurkupplung und je Stirnseite eine LED.
Vollständigerweise sollen noch zwei aktuelle Projekte erwähnt werden. Feld Garten- und Grossbahnen entwickelt zur Zeit eine Kö I. Die Modellbauwerkstatt Altenweddingen prüft den Bau einer Kö II. Beide Projekte sind aber noch nicht soweit, dass sie auf den jeweiligen Homepages präsentiert werden.
Zum Abschluss dieses Artikels sollen noch zwei 64 mm Lokomotivebauer erwähnt werden, deren Lokomotiven leider heute nicht mehr erhältlich sein. Als erstes sei Magnus „Die Bahn aus Eisen“ erwähnt. Die Kö II und V36 hatten damals Maßstäbe gesetzt. Leider hat Magnus seinen Geschäftsbetrieb eingestellt. Von Zeit zu Zeit kommen aber gebrauchte Loks noch in den 2nd Hand Handel. Als zweites soll die V20 von Erhard Dohrendorf genannt werden. Leider reicht die Nachfrage damals nicht zur Realisierung einer Kleinserie.
Wie sieht das Fazit aus? Wer eine günstige 64 mm Lok sucht, wird bei den Umbauten fündig. Wer eine maßstäbliche Umsetzung seiner Lok haben möchte, muss bei den Kleinserienherstellern suchen oder zum Selbstbauer werden.
Link-Tipp: Übersicht der Artikelserie