Great Northern Railway [Sommerserie]

Wie vor ein paar Tagen bereits beschrieben, vereinte die Eisenbahn durch ihre transkontinentalen Strecken Mitte des 19. Jahrhunderts die jungen USA. Die ungeheuere wirtschaftliche und politische Bedeutung dieser Projekte wird durch die massiven staatlichen Subventionen verdeutlicht. Neben Zuschüssen, Steuervorteilen waren es insbesondere Landzuteilungen, von denen die Eisenbahngesellschaften profitierten. Das solche massive staatlichen Unterstützungen Spekulanten und Betrüger anzogen, verwundert sicherlich auch den heutigen Leser nicht…

Doch der heutige Artikel der Sommerserie widmet sich der Great Northern Railway (GN) die sich deutlich von dem oben skizzierten Szenario abhebt. 1890 gründete James J. Hill die GN mit dem Ziel St. Louis im mittleren Westen mit Seattle am Pazifik zu verbinden. Die Strecke war komplett privat finanziert und während in den 1890er Jahren viele andere Bahngesellschaften ums Überleben kämpften schuf Hill ein erfolgreiches Bahnimperium.

Für die Streckenführung reiste Hill selbst durch die Rocky Mountains. Sein Ziel war es eine gute Eisenbahnstrecke mit möglichst wenig Steigung, möglichst wenig Kurven und möglichst wenig teuren Kunstbauten zu finden. Zusammen mit seinen Ingenieuren fand er eine geeignete Strecke, die zur nördlichsten transkontinentalen Strecke der USA wurde. Da Hill seine gute Streckenführung realisieren konnte, schaffte es die GN der direkten Konkurrenz Northern Pacific Passagiere und Fracht abzujagen, obwohl die Northern Pacific massive staatliche Unterstützung unterhielt.

Besonders erfolgreich war Hill aber in der „Erzeugung“ von Transportbedarf. Besonders in Deutschland und Skandinavien machte die GN Werbung für neue Siedler. Zu günstigen Konditionen bot die GN das Land an ihrer Strecke an. Auch siedelte Hill zahlreiche Industriestandorte an seiner Strecke an.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam es zu einem waren Wirtschafts- und Börsenkrimi. Die Union Pacific versuchte heimlich die bankrotte Northern Pacific aufzukaufen, um im Norden der USA ein Gegengewicht zur GN aufzubauen. Hill erfuhr von dem Plan und kaufte zusammen mit dem Bankier J.P. Morgan ebenfalls alle verfügbaren Aktien auf. Am Ende war Hill erfolgreich und übernahm die Mehrheit an der Northern Pacific. Allerdings stand Hill ein neuer „Feind“ im Weg den er zu seinen Lebzeiten nicht bezwang: Die amerikanische Regierung hatte Angst vor der Vereinigung der beiden Hill Gesellschaften Great Northern Railroad und der Northern Pacific. 1896, 1901 und 1927 verhinderte sie erfolgreich den Zusammmenschluss. 1955 wagten beide Bahnen einen erneuten Versuch, aber erst 1970 (!) wurde diese Vereinigung durch den Obersten Gerichtshof der USA genehmigt und vollzogen. Zusammen mit zwei weiteren Bahngesellschaften entstand die Burlington Northern Railroad, Vorläufer der heutigen BNSF. Aber dazu in einem Folgeartikel drr Ommerseroe mehr.

Die GN ist aber ein gutes Beispiel dafür, dass selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ein gutes Management erfolgreich eine Bahn führen kann. Der einzige dunkle Fleck in der Geschichte der GN ist das Lawinenunglück von 1910. Während eines Scheesturms löste sich in Wellington im US Bundesstaat Washington eine Lawine und verschütte einige Züge der GN. Fast 100 Menschen starben bei diesem Unglück, dass bis heute als das schwerste Lawienenunglück der USA gilt.

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