Kommentar: Zurück in die Zukunft

Für 130 Euro kommt der neue LGB Toytrain-Startset (Batterie, Fernbedienung) in den Handel

Auf der Spielwarenmesse stellte Märklin für 130 Euro den LGB-Harlekin-Zug für Kinder ab 3 Jahren vor. Mittlerweile besteht die Möglichkeit den Set im Fachhandel zu bestellen.

Als erstes muss man Märklin zu diesem Schritt gratulieren. Überall wird in der Gartenbahnszene über den Nachwuchsmangel geklagt. Nur wenige sind bereit in den Nachwuchs zu investieren. Wir stellen „Modellbahnen und kein Spielzeug her“ verkünden andere Hersteller – aber auch viele Gartenbahner rümpfen schnell die Nase wenn „Spielzeug“ auf der Anlage erscheint.

Der Eisenbahnvirus wird früh eingepflanzt...

Aber Märklin hat Recht: Die Zukunft liegt bei den Kindern – auch wenn für die Redite  ein langer Atem gebraucht wird. Aus eigener Erfahrung wird dies deutlich: Als kleines Kind begann der Eisenbahn-Virus mit einer Spur-G-Bahn. Dort konnten die Playmobil-Figuren gut mitfahren. Nach einem langen Dornröschenschlaf wurde die Playmobil-Größe bei den eigenen Kindern wieder entdeckt – und Papa gönnte sich dann auch eine „echte“ Gartenbahn. Und bei einer ist es nicht geblieben…

Märklin hat also die richtige Idee. Im ersten Moment war der Spur-G-Blog jedoch überrascht, dass Märklin für einen Batterie betriebenen Einstiegsset mit Kunststoffschienen Geld in neue Formen investiert. Aber einige alte Hasen gaben mir den Tipp: Zurück in die Zukunft! Bereits 1973 gab es die ersten Batteriezüge von LGB und 1978 wurde die „LGB-Super-Batteriebahn“ vorgestellt. Vergleicht man die alten Bilder mit der neuen Bahn, scheinen es die gleichen Formen zu sein. Dies ist natürlich kein Kritikpunkt – wirtschaftlich macht es Sinn die vorhandenen Formen mit einer modernen Infrarot Fernbedienung zu kombinieren.

Allerdings möchte der Spur-G-Blog kritisch fragen, welches Konzept Märklin mit dem Harlekinzug verfolgt? Märklin gibt als Zielgruppe Kinder ab 3 Jahren an. Die Farbwahl wurde in mehreren Kindergärten vorab getestet und wer Spielzeug für diese Altersklasse kennt weiß, dass die Farben stimmen. Aber was kommt danach? Spätestens mit fünf Jahren wollen die Kinder nicht mehr mit dem „Baby-Spielzeug“ spielen. Und der Batteriezug ist eine Einbahnstraße. Eine sinnvolle Erweiterung ist nicht möglich. Wären im Set wenigstens Messingschienen, könnte man Kinder und Eltern mit einem „Upgrade-Set“ locken. Psychologisch wäre es gut, wenn das bisherige Set nicht komplett „weggeschmissen“ müsste. Die Toytrain-Startpackung ist keine eine echte Alternative. Der Spur-G-Blog befürchtet daher folgendes Szenario: Das Kind hat Spaß an der Eisenbahn bekommen und will mehr. Da so oder so ein neues Startset fällig wird schlägt die Familie vor Weihnachten bei Aldi mit einer H0-Startpackung und einem Faller-Set zu. Jetzt hat das Kind eine „richtige“ Modellbahn und gegenüber dem Toytrain-Set wurde viel Geld gesparrt.

Jetzt könnten böse Zungen behaupten, dass es Märklin ja egal ist ob dieser Kunde bei LGB bleibt oder auf Märklin H0 wechselt. Wer noch gemeiner ist sieht darin das tatsächliche Konzept: Schließlich ist der Batterie-Zug noch nicht mal im Neuheitenprospekt von LGB zu finden.

Der Batteriezug von LGB/Märklin wirkt insgesamt nicht als rundes Konzept. Das es auch anders geht zeigt die Firma Playmobil: Im August kommt der neue Güterzug von Playmobil in den Handelt. Erstmals verfügt die Funkgesteurte Lokomotive sogar über Sound. Die Lok wurde überarbeitet und orientiert sich an einer modernen Diesellok – wie sie Kinder aus ihrem Lebensraum tatsächlich kennen können. Ebenso orientieren sich die Farben an der Realität – auch wenn es sich um ein Spielzeug und nicht um eine Modellbahn handelt.

Neben der Lok entsteht eine große Spielwelt für die Kinder. Erwähnt sei nur das elektrische Container-Terminal. Wenn das Kind mit drei Jahren in die Playmobil Welt einsteigt, kann es noch lange mit der Lok spielen. Dabei wächst Playmobil mit und die Kinder können sich in jedem neuen Alter neue Spielsituationen ausdenken und umsetzen.  Die neue Lok darf auch auf Papas oder Opas Anlage fahren, ohne dass sie als Kinderspielzeug auffällt. Auch die Toytrain-Waggons von LGB passen gut zur Playmobil-Lok. Das Problem mit den Plastikschienen gibt es natürlich auch bei Playmobil. Jedoch wächst das Kind nicht so schnell aus der Playmobil Lok heraus wie dies bei der LGB Batteriebahn mit „Kindergartenfarben“ der Fall sein wird.

Vergleicht man beide Spielzeugprodukte, so hat nach Meinung des Spur-G-Blogs die Playmobil-Lok gegenüber dem LGB Harlekin-Zug die Nase ganz klar vorn. Aber egal welche Variante jeder persönlich vorzieht: Weihnachten 2012 kann jeder aktiv in die Nachwuchsförderung einsteigen und dem eigenen Nachwuchs eine Spur-G-Eisenbahn unter den Weihnachtsbaum legen…

 

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