Nicht erst seit dem Sound für das „Harz-Kamel“ gelten die Projekt von Heinz Däppen für viele Gartenbahner für die besten Geräusche auf dem Markt. Der Spur-G-Blog hatte die Möglichkeit mit Heinz Däppen über aktuelle und zukünftige Projekte zu sprechen:
Spur-G-Blog: Herr Däppen, Ihre Soundprojekte genießen bei Gartenbahnern einen guten Ruf. LGB bringt 2013 den Allegra auf den Markt. Von Ihnen gibt es bereits einen Sound für den RhB Triebwagen. Werden Gartenbahner diesen Sound benutzen können oder wird es ein eigenes Projekt geben?
Heinz Däppen: Das Allegra Sound Projekt ist auf ein durchschnittliches LGB Triebwerk abgestimmt. Sobald ein LGB Modell zur Verfügung steht wird das Projekt am Modell überprüft und optimiert. Anwender können sich die aktuellste Version nachladen. Das aktuelle Allegra Sound Projekt wird in Nenngrösse 0m von Signalmeister ab Werk eingebaut.
Spur-G-Blog: Die meisten Gartenbahner können sich nicht vorstellen wie viel Arbeit es ist ein Soundprojekt zu erstellen? Können Sie dies vielleicht am Beispiel Ihres Allegra-Projekts erläutern?
Heinz Däppen:Als erstes müssen die Kontakte für Bewilligungen und Termine mit der Bahn des Vorbildes abgestimmt werden. Es folgt ein ausführliches Studium des Fahrzeuges: Wie ist es aufgebaut? Was ist wo eingebaut? Welches sind die Aufnahmepositionen? Anschauen aller verfügbaren Filme um das Fahrzeug zu spüren? Dies dauert ca. ein bis zwei Abende.
Beim Allegra musste ich nach Graubünden reisen. Für die Aufnahme muss ich ein bis drei Tage einplanen. Die Aufnahmen erfolgen im Lokdepot, am Bahnsteig, an der Strecke Bergwärts, Talwärts, im Fahrzeug drinn. Besonders heikel sind die Aufnahmen im Fahrzeug. Jedes mal hoffe ich, dass während der Aufnahme alle schweigen und niemand telefoniert.
Zu Hause werden die Originaldaten gesichert, gesichtet und ausgewählt. Die geeigneten Teile werden heraus kopieren und gesondert speichern. Das Fahrmotorgeräusch wird aus mehreren Aufnahmen zusammen gemischt. Die Umgebung ob Felswand oder Wiese bewirken klangliche Differenzen. Die werden mit dem Equalizing angeglichen, damit später im Projekt keine harten Übergänge stören.
Einige Geräusche stehen in einer Dynamik zueinander, die vom Anwender durch seinen Betrieb bestimmt werden. In der Aufnahme liegen diese Geräusche aber starr vor. Hier beginnt nun die Kunst diese einzeln aus dem Gesamtklang zu isolieren, so dass diese später im Sound Projekt durch die Fahrdynamik des Modells einerseits beeinflusst werden aber andererseits immer noch originalgetreu klingen. Für den Allegra hat diese Arbeit etwa fünf Abende in Anspruch genommen.
Danach begann die heiße Phase um aus all den Segmenten den getreuen Sound des Vorbildes wieder auferstehen zu lassen. Das hat noch mal zwei Abende gedauert, so dass ich als Fazit für den Allegra den Aufwand mit fünf bis sechs Arbeitstagen beziffern würde. Natürlich hat sich sich die Arbeit über mehrere Wochen verteilt.
Ich habe in den Kreisen der Amerikanischen Finescale Modellbahner eine Ehtik zur Vorbildtreue entwickelt und dieser Qualität lebe ich nach. In Zeiten von Gewinn Maximierungen und Geiz ist Geil bin ich vielleicht ein Exot, aber ich stelle Qualität über den maximalen Gewinn.
Spur-G-Blog: Da kommen – trotz Ihrer Erfahrung – ja eine ganze Menge von Stunden zusammen. Wie sind Sie überhaupt zur Gestaltung von Sounds gekommen?
Heinz Däppen: Meinen ersten Soundbaustein habe ich als Modelleisenbahner 1990 eingebaut. 1992 habe ich die erste Lok digitalisiert und konnte mit der Funktionstaste die Pfeife spielen. Das war damals eine kleine Revolution. Doch danach ging die Suche nach dem echten Sound weiter. Kaum eine Marke die ich nicht probiert habe. Letztlich kam ich zu den programmierbaren Sounddekodern. Nach unbefriedigenden Versuchen mit einem Sounddekoder aus Deutschland, kam ich eher zufällig mit der Firma Zimo in Kontakt. Ein Versuch mit dem MX 690 brachte bald einen faszinierenden Erfolg. Ich hatte endlich das Gefühl meinem Ziel nahe zu sein. Eingeladen an ein Wochenende über Sound Design in Wien wurde ich von Herrn Dr. Ziegler angefragt, ob ich mir vorstellen könnte solche hochwertige Projekte auch für andere zu entwerfen.
Spur-G-Blog: Sie bieten Ihre Sounds für ZIMO-Dekoder an. Welche Vorzüge bieten die ZIMO-Dekoder für Gartenbahner?
Heinz Däppen: Die Liste der Vorzüge ist lange. Bei Zimo werden neueste Erkenntnisse und Rückmeldungen von Anwendern laufend in die Dekodersoftware integriert. Mit dem Eingangsmapping kann mit einer einzigen CV Einstellung eine komplex programmierte Funktion mit allen zugehörigen Einstellungen auf eine andere F-Taste verlegt werden. Diese neue Funktionalität kann man mit einem gratis Software-Update auch in jedem alten Sounddekoder von Zimo benutzen. Man kann Servos oder Kondensatoren direkt anschließen. Ein puffender Rauchgenerator muss nur aus einer Heizung und einem Ventilator bestehen. Alle Elektronik ist im Decoder drin. Der virtuelle Taktgeber lässt sich sehr präzise einstellen, was einen Taktgeber im Getriebe erübrigt und die Digitalisierung von Dampfloks enorm vereinfacht. Die Zimo Dekoder – auch jene für Roco – werden im Zimohaus in Wien gefertigt – echte europäische Wertarbeit!
Der Zimo Dekoder ist Voraussetzung für diese Qualität der Sounds, denn er ist nicht für Technokraten sondern für Soundkünstler konzipiert. Bei Konkurrenzprodukten muss alles nach theoretischen Gesichtspunkten vordefiniert werden und mit ein paar wenigen CVs lässt sich das Resultat etwas anpassen. Beim Zimo Dekoder ist es genau umgekehrt. Das Sound Projekt wird in groben Zügen erstellt und dann mit über 90 CVs an dem fahrend Modell optimiert und verfeinert. Deshalb kann und will ich meine Sound Projekte nicht auf andere Dekoder Fabrikate übertragen.
Spur-G-Blog: Wenn man die aktuellen Dekoder betrachtet, vermisst der normale Gartenbahner bei den technischen Eigenschaften eigentlich nicht viel. Hat der Soundentwickler noch Wünsche an die Dekoder? Welche Entwicklungen dürfen wir in diesem Bereich Ihrer Meinung nach noch erwarten?
Heinz Däppen: Ein großes Thema heißt Coasting, das dahingleiten der Lok, wenn sie die Geschwindigkeit erreicht hat. Außerdem könnte über eine intelligente Tonregelung mit einer Raumanpassung nachgedacht werden. Insgesamt bin ich mit dem Zimo Sounddekoder und seinen Möglichkeiten glücklich. Sollte doch mal was anstehen, sind die Wege in die Entwicklung in Wien kurz.
Spur-G-Blog: Jeder hat noch Träume. Von welcher Lokomotive würden Sie gerne Originalaufnahmen machen, die Sie bis jetzt noch nicht machen konnten?
Heinz Däppen: Da habe ich die Qual der Wahl. Eine Reise zu den US Dieselloks um weitere Loktypen aufzunehmen ist genau so ein Traum, wie die Fahrzeuge der Schweizerischen Matterhorn Gotthardtbahn oder der Zentralbahn und der Montreux Oberland Bernois zu vertonen. Die akustisch perfekte Inszenierung der Zahnstangen Technik ist eine Herausforderung an der ich schon einige Zeit herumexperimentiere.
Für die vielen LGB Freunde, die mich kontaktiert haben, würde ich mir wünschen, dass die SEG Mallet, welche in der Schweiz kalt abgestellt ist wieder unter Dampf gesetzt werden kann – nur um von ihr mit originalen Aufnahmen ein echtes Mallet Sound Projekt für dieses imposante LGB Modell entwerfen zu können.Spur-G-Blog: An welchen Soundprojekten arbeiten Sie zur Zeit und wann können die Gartenbahnfreunde mit den fertigen Produkten rechnen?
Heinz Däppen: Zur Zeit arbeite ich an folgenden Projekten:
- SBB Re 4/4 II
- SBB Re 6/6
- SBB Ae 6/6
- SBB Ee 3/3
- RhB Ge 4/6
- RhB ABe 4/4 II Berninatriebwagen (40er)
- RhB Gm 4/4 MAK 241
- RhB Gem 2/4 Zweikraft Version der 211 (für eine Bastelarbeit aus dem LGB Bügeleisen) mit historischen Aufnahmen aus meinem Archiv des V12 Diesel
- HSB Mallet (Train Line 45 Modell)
- Denver & Rio Grande C-19 (Dampflok)
- Denver & Rio Grande 50 (eine Art Köf aber mit einem 22 Liter Caterpillar V8) LGB und Accucraft Modell
- Rio Grande Southern 3 unterschiedliche Galloping Ghooses
- US Shay Getriebedampflok mit 48 Dampfschlägen pro Triebradumdrehung
- US Virginian 2-6-6-6
- Rio Grande L-131 2-8-8-2
- Big Boy
- Feldbahn mit Einzylindermotor
- NS2F VEB Babelsberg
Bis zur Auslieferung sind unterschiedlichste Dinge ausstehend, meist sind sie fremdbestimmt. Deshalb lege ich mich auf keine Termine fest.
Spur-G-Blog: Herr Däppen, vielen Dank für das Interview und viel Erfolg bei Ihren aktuellen Projekten.
Die Sounds von Heinz Däppen lassen sich über seine Homepage von Sound-Desgin White-Stone oder die ZIMO-Homepage beziehen.