Der Name „Spur G“ wurde für Modellbahnen die im Garten fahren als Marketingname gewählt. Je nach Sichtweise der Kritiker steht G für Großbahn, Gartenbahn oder Gummimaßstab. Über jede Kritik erhaben ist der Gleisabstand von 45mm.
Die europäischen Modellbahnnormen (NEM) kennen die „Spur G“ deshalb auch nicht. Als Erfinder dieser Spur gilt die Firma Lehman mit ihrer LGB-Bahn (Lehmann-Großbahn), die mittlerweile zum Märklin-Konzern gehört. Die ersten Lokomotiven und Waggons orientierten sich an 1.000mm breiten Schmalspurbahnen im Maßstab 1:22,5. Dieser Maßstab wird von der NEM als IIm bezeichnet. Dabei steht das „m“ für Schmalspurbahnen. Regelspurbahnen (z.B. die Deutsche Bahn AG) mit 1.435mm Spurbreite haben die Bezeichnung Spur II in der NEM. Diese Gleise haben jedoch einen Abstand von 64mm. Ein DB-Lokomotive in Spur II wäre aber riesig – und damit für die meisten Kunden zu teuer. Deshalb gibt es nur wenige Angebote in der Spur II.
Allerdings nahm es die Firma Lehmann mit den Maßstäben auch nicht immer ganz genau. Auch in den USA entstanden daher amerikanische Regelspurbahnen, die auf dem LGB-Gleis fuhren. Diese Bahnen haben ungefähr den Maßstab 1:29. Da auch die meisten Gartenbahn-Fans sich von einer schönen Regelspurlokomotive begeistern lassen, haben LGB, PIKO und andere Hersteller entsprechende Lokomotiven produziert. Die Konstrukteure mussten dabei zwei Probleme berücksichtigen: Erstens mussten diese Produkte aufs Gleis passen. Zweitens sollten sich die neuen Produkte in die vorhandene Produktpalette integrieren lassen, damit die vorhandenen Lokomotiven und Waggons von den Kunden weiter benutzt werden konnten. Deshalb wurden Maßstäbe zwischen 1:27 und 1:30 gewählt – so wie es den Konstrukteuren am Besten gefiel. So kommt es, dass an der selben Lokomotive oder am selben Waggon unterschiedliche Maßstäbe vorhanden sind.
Der echte Modellbahner reißt sich dabei die Haare aus. Die meisten Gartenbahner gehen jedoch pragmatisch vor und kaufen sich das, was ihnen gefällt. Eine echte Modellbahn komplett in 1:22,5 zu bauen schaffen selbst die ambitioniersten Modellbauer kaum. Spätestens einem Ferrari in 1:20 kann irgendwann kein Modellbauer widerstehen…
Damit ist das babylonische Maßstabswirrwarr noch nicht beendet. Amerikanische Schmalspurbahnen hatten oft einen Gleisabstand von drei Fuss. Dies entspricht ungefähr 90cm. Modelle für diese Spur haben häufig einen Maßstab von 1:20,3. Dieser Maßstab wird auch als Fn3 bezeichnet.
Im englischen Sprachraum gibt es außerdem die „16 mm Scale“. Die Modelle sind im Maßstab 1:19 gestaltet und geben insbesondere Eisenbahnen aus England und dessen Kolonien (z.B. Indien) wieder. Dabei wird der Begriff SM-45 für 45mm-Modellgleise verwendet, die auf dem Vorbild von 914mm-Schmalspurgleise (3 Fuß) beruhen. Bei SM-32 werden 610mm (2 Fuß) Gleise vom Vorbild verwendet (32mm im Modellgleis).
Wer sich diesem Chaos entziehen möchte, sollte auf Spur I wechseln. Dort wird der Maßstab von 1:32 in der Regel eingehalten, z.B. von der Firma Märklin. In Spur I fährt die Regelspurlok auf 45mm Gleisen – ist jedoch kleiner als die entsprechende Spur G-Lok. Kleiner bedeutet in diesem Fall aber auch deutlich teurer!
Dieser Blog beschäftigt sich daher bewusst mit der „Spur G“. Erlaubt ist, was gefällt – getreu dem rheinländischen Motto „Jeder Jeck ist anders“.